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Nomen est omen – für die Feuerwehr trifft das jedenfalls nicht zu: Nur zwei Prozent der Einsätze drehen sich, anders als der Name suggeriert, tatsächlich um Feuer. Foto: Schmidt/ddp

© ddp

Notruf: Feuerwehr wird schneller – ein bisschen

327.100 Einsätze fuhr die Berliner Feuerwehr im vergangenen Jahr, in knapp neun Minuten waren die Retter im Durchschnitt vor Ort. Immer mehr Berliner wählen die 112, obwohl kein Notfall vorliegt.

Montag, 8 Uhr 43, ein Notruf meldet Flammen in der Pankower Triftstraße, aus einem Keller zieht Rauch. Nach neun Minuten treffen die ersten Feuerwehrleute ein. Wenig später sind insgesamt 50 Einsatzkräfte am Ort. Sie löschen die Glutnester, verletzt wird niemand.

Neun Minuten sind schnell. Aber nicht schnell genug. Zumindest nicht der offiziellen Richtlinie zufolge. Idealerweise sollen die Retter acht Minuten nach einem Notruf da sein. Dennoch bekam die Feuerwehr am Montag im Abgeordnetenhaus viel Lob. Eine Stunde nach dem Einsatz in Pankow saß Berlins oberster Feuerwehrmann, Landesbranddirektor Wilfried Gräfling, vor den Innenexperten der Parteien und bilanzierte das vergangene Jahr. Gewundert haben dürfte Laien, dass nur rund zwei Prozent aller Einsätze überhaupt mit Feuer zu tun haben. Das meiste sind Rettungsfahrten – etwa wegen Herzinfarkten, Vollrauschs, Unfällen. In den dicht bewohnten Gegenden – Schutzklasse A genannt – waren die Rettungskräfte 2009 in 75 Prozent der Fälle innerhalb von acht Minuten und 42 Sekunden vor Ort – das sind zwar offiziell 42 Sekunden zu viel. Im Vorjahr dauerte das Anrücken im Schnitt jedoch noch mehr als neun Minuten. Im Großen und Ganzen waren sich die Innenexperten einig: Die mehr als 327 100 Einsätze 2009 habe die Truppe gut gemeistert. Im Vorjahr waren es ähnlich viele.

Auffällig zugenommen haben allerdings Fehleinsätze. Und so richtig erklären konnte das am Montag niemand: 2009 wurde die Feuerwehr 53 405 mal gerufen, obwohl es sich nicht um einen Notfall handelte. Das sind 16 000 unnötige Einsätze mehr als 2008. Rund 1000 Mal im Jahr wird absichtlich Fehlalarm ausgelöst. Die meisten der 53 405 Anrufer wählten aber wegen Kleinigkeiten den 112-Notruf und sähen sich im Recht, berichteten Feuerwehrleute dem Tagesspiegel. Bei Einsätzen in sozial schwächeren Kiezen, werde schon mal die Feuerwehr gerufen, weil sich jemand ins Krankenhaus bringen lassen wolle, ohne in Not zu sein. „Wir kriegen zu hören, 112 sei kostenlos und ein Taxi ohnehin zu teuer“, sagte ein Feuerwehrmann. Werden Rettungssanitäter tätig – und sei es wegen eines kleinen Schnitts beim Kartoffelschälen – kostet das mindestens 281 Euro. In der Regel zahlen dies die Krankenkassen. Branddirektor Gräfling sagte jedoch, viele Kassen entrichteten die fälligen Gebühren nur unter Vorbehalt. Die Feuerwehr kündigte 2009 an, derartige Anrufe an die Kassenärztliche Vereinigung abzugeben. Es sei aber nicht immer einfach, einen Notfall von einem weniger akuten Anruf zu unterscheiden. Zu den Einsatzzeiten hieß es bei der Feuerwehr: Bei stadtweit gerade 3800 Stellen müsse man sich nicht wundern, dass es mal länger dauere. Wie berichtet, wurden auf Druck der EU 2008 die zu langen Arbeitszeiten der Männer gesenkt. Ausgleichsstellen finanzierte der Senat nicht.

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