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Bernd Krömer und Frank Henkel.

© dpa

NSU-Affäre: Innenstaatssekretär Krömer gerät in die Kritik

Bernd Krömer soll das Haus des Innensenators organisieren. Doch als es darauf ankam - als Frank Henkel krank war und herauskam, dass der Verfassungsschutz Akten geschreddert hatte - war von ihm wenig zu hören. Stattdessen zieht er den nächsten Ärger auf sich.

Den ersten Härtetest hat er mehr über- als bestanden, genau wie sein Chef: Bernd Krömer, Staatssekretär in der Innenverwaltung und Frank Henkels Mann für einen geordneten - soll heißen: skandalfreien Betriebsablauf - enttäuschte sogar Parteifreunde in den Wochen, als Polizeispitzel mit Beziehungen zum NSU-Terrortrio aufflogen und Verfassungsschützer unkontrolliert Akten schredderten.

Als Henkel so krank war, dass er sich um ein Abflachen des Skandals nicht kümmern konnte, war von Krömer wenig zu hören und zu sehen, was auf Entschiedenheit und Handlungsvollmacht des Staatssekretärs hätte schließen lassen. Er kannte, sagen Abgeordnete, nicht mal wichtige interne Abläufe.

Auch in der CDU beschönigt niemand seit den Krisentagen die schlechte Performance der Behördenleitung. Enttäuschung hat sich breit gemacht. Dass da oben in der burgartig-trutzigen Innenverwaltung schräg gegenüber des Roten Rathauses einer den schwächelnden Chef robust vertreten hätte, behauptet keiner in der Union.

Leute, die mit interner Kritik nichts zu gewinnen haben, mokieren sich über den Mann, der gern streng blickt und als Staatssekretär noch verbal austeilt – im Verfassungsschutzausschuss warf er am Mittwoch ausgerechnet dem Vorsitzenden, dem Grünen Benedikt Lux, halblaut vor, das Ansehen des von Henkel zur Klärung der Affären eingesetzten Sonderermittlers zu beschädigen. Selbst wenn Lux das hätte machen wollen, gilt: Im Ausschuss haben immer die Abgeordneten das letzte Wort, und das allerletzte hat der Vorsitzende. Das musste dann auch Krömer erkennen.

Dabei wird Henkel gehofft haben, mit Krömer die Art Verwaltungsingenieur unter sich zu haben, die die Maschine kennt, präzise einstellt, beizeiten pflegt und geräuschlos in Betrieb hält. Theoretisch war Krömer genau das, was Henkel als Nichtjurist und als behördenfern emporgestiegener Politiker braucht.

Krömer, 57, hat Jura studiert und Verwaltungskarriere gemacht: Inneres, Ausländerbehörde, Verkehrsverwaltung, so steht es unter dem schönen Begriff „Hausleitung“ auf der Internetseite des Innensenators. Vor dem Satz auf die landespolitische Ebene war Krömer dann 14 Jahre Stadtrat in Tempelhof-Schöneberg.

Dass sich Krömer und Henkel politisch bestens verstehen würden, davon konnte der Innensenator ausgehen: Als Generalsekretär war Krömer in Henkels Neuaufstellung der CDU eng einbezogen, bis hin zur modernen Art der Wahlkampfprogrammschreiberei, die zeigen sollte, wie klar und volksnah man in der Berliner CDU politische Ziele formuliert.

Vom Talent zum gewinnenden Umgang mit einer zweifelnden Öffentlichkeit war bei Krömer indes nichts zu erkennen, als Henkel das nicht leisten konnte. Womöglich bestätigte sich, wie ein Parteifreund Krömers bemerkte, dass das Erkennen von Problemen nicht zu dessen Stärken gehöre.

Das legt auch eine Formulierung nahe, die Krömer im Verfassungsschutzausschuss verwandte, als er dort nach den Aufgaben des „Geheimschutzbeauftragten“ gefragt wurde. Da bezeichnete der Staatssekretär die Vernichtung jener Papiere voller rechtsextremer Erkenntnisse, die den Weg in den Reißwolf nahmen, obwohl sie ins Archiv sollten, als „überplanmäßige Vernichtung der Akten“. Vielleicht war das extratrockener Humor.

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