zum Hauptinhalt

Berlin: Nur die Hälfte der 500 Berliner Fontänen bieten Abkühlung - vielen Bezirken fehlt das Geld

Wenn Rottweiler-Mischling Bosco Durst hat, kennt er nichts. Schon stürzt er sich in das kühle Wasser des Brunnens am Alexanderplatz, der seit einigen Tagen, nicht nur zur Freude der Hunde, wieder kräftig sprudelt.

Wenn Rottweiler-Mischling Bosco Durst hat, kennt er nichts. Schon stürzt er sich in das kühle Wasser des Brunnens am Alexanderplatz, der seit einigen Tagen, nicht nur zur Freude der Hunde, wieder kräftig sprudelt. Rundherum tummeln sich Verliebte, Urlauber und Familien mit Kindern. Die elfjährige Susanne und die ein Jahr jüngere Katja schlecken genüsslich ihr Eis, auf eine Abkühlung unter einer der zahlreichen Fontänen verzichten sie allerdings, denn "das Wasser hier ist total schmutzig, überall Müll", sagen sie leicht angewidert. Auf dem Wasser schwimmen Bier- und Coladosen, vereinzelt treiben Zigarettenkippen und Bonbonpapier von einer Ecke in die andere. Milena aus Wittstock kümmert der Dreck nur wenig - ihre Füße brauchen jetzt unbedingt eine Erfrischung. Die Mutter der Achtjährigen meint: "Zu Ost-Zeiten hat es sowas nicht gegeben, da hat sich jeder um die Sauberkeit gekümmert."

Betrieb und Pflege der rund 500 Brunnen in Berlin sind in der Tat für viele Bezirke ein Problem. Zum Teil sind die Brunnen altersschwach oder wurden mutwillig zerstört. Für die Reparatur oder die Wasser- und Stromkosten selbst fehlt den Bezirken meist das Geld, und die Suche nach Sponsoren ist nicht immer erfolgreich. Der Bezirk Mitte hat zumindest die attraktivsten Anlagen in Gang gesetzt, so die riesigen Fontänen im Lustgarten. Die sprudeln so stark, dass sich alle Schwitzende auf den Grünflächen drumherum ein paar Spritzer Abkühlung holen können. Die Fontäne am Pariser Platz ist zwar schön anzusehen, und in ihrer Umgebung findet sich kein Krümelchen Dreck, jedoch ist das Terrain eingezäunt, "Geschützte Grünanlage" warnt ein Schild - also nichts mit Plätschern und Planschen.

Wer sich danach sehnt, muss nur zum Wasserklops am Breitscheidplatz fahren. Der Touristenmagnet bietet vor allem Kindern viel Platz zum Austoben - ohne Zaun und recht sauber noch dazu.

Auch im Nachbarbezirk Schöneberg braucht man sich um das Vergnügen am Wasser nicht zu sorgen: Dank der Firma Wall, die sich für die nächsten 25 Jahre vertraglich verpflichtet hat, die Betriebskosten für 20 Schöneberger Brunnen zu übernehmen, ist der Bezirk fein raus. Da fallen selbst alteingesessenen Schönebergern neuerdings Wasserspiele auf, wo sie nie welche vermutet hatten. So wie am Bayerischen Platz, den in diesem Jahr erstmals wieder vier kleine, aber feine Fontänen zieren. Es muss ja nicht immer geplanscht werden.

Die Kreuzberger rund um den Görlitzer Park würden sich wahrscheinlich schon über ein wenig Wasserrauschen freuen, aber der Pamukkale-Brunnen bleibt auch in diesem Jahr trocken. Die erst vor zwei Jahren eröffnete Anlage musste schon nach wenigen Monaten wieder stillgelegt werden, nachdem Frost Risse im Naturstein verursachte. Jetzt streitet sich der Bezirk mit dem Künstler Wigand Witting, wer für die Schäden aufkommt. Für die anderen Brunnen ist Kreuzberg noch eifrig auf Sponsorensuche, doch für den Wasserfall am Viktoriapark heißt es ganz sicher: Wasser marsch"!

Da sieht die Situation in Neukölln dramatischer aus. Hier sind acht von den nur vierzehn Brunnen kaputt. In Neuköllns beliebtem Erholungsort, dem Körnerpark, werden die Reparaturkosten für die Kaskaden auf 2,5 Millionen Mark geschätzt. In den Märchenbrunnen im Schulenburgpark müssen noch 1,5 Millionen Mark fließen, um dem Bezirk wieder etwas Frische zu verleihen.

Wer sich also bei den hochsommerlichen Temperaturen spontan erfrischen will, hat es nicht immer leicht, aber einen kleinen Trost gibt es ja: Bald beginnt wieder die Badesaison in den Schwimmbädern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false