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Berlin: Nur eins ist klar – in die Zitadelle zieht der Präsident nicht Suche nach Ausweichquartier ist schwieriger als erwartet. Jetzt wird sogar darüber nachgedacht, die Sanierung von Bellevue zu verschieben

Als Bundespräsident Johannes Rau am Donnerstag mit großem Tross in die Spandauer Zitadelle einzog, witzelten Zaungäste: Das Staatsoberhaupt inspiziere ein neues Ausweichquartier, da ja Bellevue im nächsten Jahr saniert werden soll. Aber das Präsidialamt machte nur seinen Betriebsausflug.

Als Bundespräsident Johannes Rau am Donnerstag mit großem Tross in die Spandauer Zitadelle einzog, witzelten Zaungäste: Das Staatsoberhaupt inspiziere ein neues Ausweichquartier, da ja Bellevue im nächsten Jahr saniert werden soll. Aber das Präsidialamt machte nur seinen Betriebsausflug.

Eine Entscheidung für die möglichen Ersatzstandorte Schloss Schönhausen oder Kronprinzenpalais Unter den Linden hatte der Bundestag kurz vor der Sommerpause wegen unklarer Kosten nicht treffen wollen. Nun drängt die Zeit. Im Bundespräsidialamt schließen Mitarbeiter nicht mehr aus, dass wegen der quälenden und bislang ergebnislosen Standortsuche die Sanierung von Bellevue um mindestens ein Jahr verschoben werden könnte. Insgeheim herrscht aber die Hoffnung, dass Schloss Schönhausen noch in letzter Minute für gut befunden wird. „Noch ist alles offen“, hieß es am Donnerstag aus dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Es bereitet eine„Machbarkeitsstudie“ für Schönhausen vor. Das Schloss sei keineswegs aus dem Rennen, die genauen Kosten würden noch ermittelt. Bestätigt habe sich aber, dass Schönhausen mit Pflanzenschutzmitteln belastet sei, nicht nur im Dach.

Noch im Juli schien alles klar: Schönhausen sollte für den Bundespräsidenten hergerichtet werden – die Fassade neuen Putz erhalten und das kontaminierte Dach saniert werden, für 2,5 Millionen Euro. Doch kurz bevor der Haushaltsausschuss des Bundestags zustimmen wollte, warf ein vom Bundesfinanzministerium präsentiertes Gutachten die Immobilie des Berliner Liegenschaftsfonds aus dem Rennen: Das Schloss, hieß es, sei viel stärker mit DDRPflanzenschutzmitteln vergiftet als bisher angenommen, eine Sanierung zu überschaubaren Kosten im angepeilten Zeitrahmen fraglich. Favorisiert wurde das Kronprinzenpalais.

Der Haushaltsausschuss wollte angesichts hoher Umbaukosten für das Kronprinzenpalais von schätzungsweise rund sechs Millionen Euro nicht unter Zeitdruck beschließen und vertagte die Entscheidung bis nach der Sommerpause. Die grüne Haushaltsexpertin Franziska Eichstädt-Bohlig rechnet jetzt damit, Anfang September mehr Klarheit zu haben. Peter Tiedt vom Liegenschaftsfonds sagt, er habe die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass die Entscheidung für Schönhausen fällt. „Nichts zu machen, ist das Schlimmste, was dem Schloss widerfahren kann. Dann verfällt alles.“C. v. L.

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