zum Hauptinhalt

Berlin: Nur Fliegen ist schöner

Der ausgefallene 33-Euro-Flug des neuen Anbieters BerlinJet ärgert auch die Konkurrenz. Sie fürchtet, dass der Ruf der seriösen Billigflieger Schaden nehmen könnte

Während weitere Niedrigpreis-Fluglinien auf den Berliner Markt drängen, fiel auch gestern der Billigflug von BerlinJet zwischen Tempelhof und Frankfurt aus. Dem Veranstalter war es nicht gelungen, Ersatz für den abgesprungenen spanischen Flugpartner Ibertrans zu finden. Wie berichtet, hatten bereits am Montag 17 Passagiere in Berlin und Frankfurt vergeblich auf den Eröffnungsflug gewartet. Sie hatten den 33-Euro-Trip über Internet oder Call-Center gebucht. Betroffene Passagiere sollen sich unter der Rufnummer 01805 560 206 melden und werden entschädigt, teilte das Unternehmen mit.

Für die Berlin-Flüge liegen laut BerlinJet-Geschäftsführer Oliver Heinz bereits „hunderte“ von Buchungen vor. Er dementierte Gerüchte über finanzielle Probleme des Unternehmens. Der Flugbetrieb werde aufgenommen, sobald ein neuer Partner gefunden werde. Von der Siegener Avanti Air, bei der sich BerlinJet um eine Ersatzmaschine bemüht hatte, war erklärt worden, es hätten die geforderten Sicherheiten gefehlt.

Abgesichert sind die Passagiere nicht. Einen so genannten „Sicherungsschein“ müssen nur die Veranstalter von Pauschalreisen ihren Kunden aushändigen. Für Verkäufer reiner Flugtickets ist eine solche Insolvenzversicherung bisher nicht vorgeschrieben, sagt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalter-Verband.

Mit der Absage der Flüge hat BerlinJet die aufstrebende Branche der Billigflieger erneut ins Gerede gebracht. Dabei sind die seriösen Unternehmen auf diesem Gebiet gerade auf guten Wege, die bei vielen Passagieren noch bestehende Skepsis abzubauen, sagt Alexander Hilton. Da sei es schädlich, wenn „solche Cowboys“ versuchen mitzumischen, so der Berlin-Repräsentant von Buzz. Die britische Gesellschaft bietet ab 39 Euro Endpreis Flüge zwischen Schönefeld und London-Stansted. Ende des Monats geht die Eurowings-Tochter Germanwings zwischen Tegel und Köln/Bonn für 29 Euro an den Start.

BerlinJet dagegen warb mit einem Nettotarif von 33 Euro pro Strecke plus Steuern und Gebühren. Bei Hin- und Rückflug summierte sich der Endpreis auf 107 Euro. Die etablierten Billigflieger setzen auf eine Mischkalkulation niedriger und hoher Tarife, die nur beim Einsatz großer Maschinen mit mehr als 100 Plätzen aufgeht.

Die Jungunternehmer Oliver Heinz und Torsten Masche hatten BerlinJet letztes Jahr gegründet. In dem Mannheimer Berufspiloten Klaus Marzina fanden sie einen Gesellschafter aus der Flugbranche. Von Schönefeld sollten mit vier Boeing 737-Düsenmaschinen Billigflüge nach Hahn (für Frankfurt), München und Brüssel starten. Doch die geplante Zusammenarbeit mit der Chartergesellschaft Hamburg International scheiterte. Der Antrag von BerlinJet auf eigene Zulassung als Luftverkehrsgesellschaft wurde vor Monaten zurückgezogen, so Cornelia Eichhorn vom Luftfahrt-Bundesamt (LBA). Vor einer Genehmigung hätte die Behörde das Unternehmen einer genauen Überprüfung unterzogen. Um Flugzeuge zu chartern und Tickets zu verkaufen, bedarf es keiner besonderen Erlaubnis.

Erst vor wenigen Wochen wurde der BerlinJet-Firmensitz aus dem Wiesbadener Elternhaus von Oliver Heinz in die Neu-Isenburger Friedhofstraße verlegt. Im September ging man dann an den Start. Mangels eigener Lizenz wurde die spanische Gesellschaft Ibertrans mit dem Flugbetrieb zunächst zwischen Frankfurt und Brüssel beauftragt. Am vergangenen Wochenende stellte Ibertrans die Zusammenarbeit wieder ein. Der Flugbetrieb im kleinen Rahmen sollte Investoren und Banken überzeugen, so Klaus Marzina. Er hatte erst kürzlich die Kollision seines Oldtimers mit einer Begleitmaschine überlebt. Während er notlanden konnte, stürzten Pilot und Fotograf mit dem zweiten Flugzeug in den Tod. Rainer W. During

NAME

Zur Startseite