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Berlin: Nur geträumt

Der Nena-Produzent Uwe Fahrenkrog-Petersen ist pleite. Dabei waren seine Hits eine Lizenz zum Gelddrucken

Immer, wenn Nena irgendwo auf der Welt ihre „99 Luftballons“ quengelt, seufzen gequälte Lohnabhängige: Das Ding komponiert haben – und dann nur noch auf der eigenen Karibikinsel im Geld baden! Ein Traum in mehrfacher Hinsicht. Denn Uwe Fahrenkrog-Petersen, der das Ding tatsächlich komponiert hat, badet nicht im Geld, sondern in Schulden. Zwei Millionen Euro sollen es auf dem Höhepunkt seiner privaten Finanzkrise gewesen sein, die – wie erst jetzt bekannt wurde – schon im letzten Sommer in ein Privatinsolvenzverfahren führte.

Eine unwahrscheinliche Karriere. 22 Millionen Platten wurden weltweit von Nena und ihrer Band verkauft, „99 Red Balloons“ war 1983 ein Nummer-Eins-Hit auf der ganzen Welt, „Leuchtturm“ und „Fragezeichen“, ebenfalls komponiert von Fahrenkrog-Petersen, verkauften sich nicht viel schlechter. Doch die Band trennte sich, und wenig später machte der Erfolgskomponist die übliche Rock’n’Roll-Bilanz auf: Ein dubioser Manager habe das gesamte Geld eingesackt, sagte er, und nichts sei davon am Ende übrig geblieben. Sein Plattenverlag habe auch Nena und die anderen Musiker „ausgenommen wie eine Weihnachtsgans“.

Doch auch nach den Nena-Jahren muss allerhand Geld angefallen und wieder vernichtet worden sein. Fahrenkrog-Petersen arbeitete zunächst in Amerika, komponierte für TV-Serien und Kinofilme, gründete die Heavy-Metal-Band „Voodoo X“, schrieb die Musik zur Berliner Olympia-Bewerbung, konzipierte ein Nostradamus-Musical und wanderte, als dieses Projekt gescheitert war, mit seiner Familie nach Japan aus – wo er Kontakt zu Sony fand und eine Mini-Symphonie zur Eröffnung des Sony-Centers in Berlin komponierte. Bei der Beerdigung des früheren Bandkollegen Carlo Karges in Berlin traf er Nena wieder – das höchst erfolgreiche gemeinsame Projekt „Nena feat.Nena“ schaffte es 2002 bis auf Platz 2 der deutschen Charts, erhielt Platin und warf vier Hitsingles ab.

Das alles klingt wie eine zweite Lizenz zum Gelddrucken – doch wieder scheint alles schief gelaufen zu sein. Offenbar hat Fahrenkrog-Petersen noch sehr viel Schwerverdientes in einem obskuren Immobilienprojekt versenkt – jetzt jedenfalls ist er hoch verschuldet und arbeitet fünf Jahre lang für seine Gläubiger; einen für seine Verhältnisse eher kümmerlichen Rest von monatlich knapp tausend Euro darf er behalten.

Vermutlich ist all das der Grund dafür, dass er sich neben Lukas Hilbert und Rolex, dem Mops, als Juror in der Sendung „Popstars – das Duell“ verdingt hat: nicht unbedingt eine Lebensaufgabe für einen weltbekannten Erfolgsproduzenten, aber doch eine Quelle lukrativer Anschlussaufträge beispielsweise bei den „Preluders“. In den nächsten Tagen erscheint außerdem ein neues Nena-Doppelalbum, das auf die Spitzenplätze der Hitparade abonniert scheint. Die Gläubiger Fahrenkrog-Petersens werden es sich mit größtem Vergnügen anhören.

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