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Berlin: Nur Härte hilft

Auf dem Anti-Graffiti-Kongress stellten gestern europäische Städte ihre Rezepte gegen Schmierereien vor In Berlin klagen Hauseigentümer darüber, dass die Gesetzesverschärfung noch nichts bewirkt habe

Die Fußballweltmeisterschaft wird vermutlich nicht nur von Hooligans als Bühne missbraucht werden, sondern auch von der internationalen Graffiti-Szene. Innensenator Ehrhart Körting sagte gestern bei der Eröffnung des 2. Anti-Graffiti-Kongresses, dass man einen „Anstieg der Graffiti-Delikte in dieser Zeit“ erwarte. Deshalb sollten mehr Polizisten zur Bekämpfung des Vandalismus eingesetzt werden, zudem solle eine Rufbereitschaft zur Dokumentation frischer Schäden eingerichtet werden. Körting nannte die Schmierereien ein „kriminelles Phänomen“, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sprach in seinem Grußwort etwas vorsichtiger davon, dass „sich immer mehr Menschen belästigt fühlen“ durch die Aktionen einer „vergleichsweise kleinen Szene“.

Dankbar war der Organisator des Anti-Graffiti-Kongresses, der CDU-Politiker Karl Hennig, dass der Senat ihm zum zweiten Mal das Rote Rathaus überlassen habe, dies sei eine enorm wichtiges Rückendeckung der Politik – nach den Jahren der Verharmlosung. Dieter Blümmel vom Grundeigentümerverband sagte, dass die Gesetzesverschärfung von September 2005 noch keinen Erfolg gebracht habe. Die Verurteilungsquote sei nicht gestiegen. Blümmel forderte, dass „jedwede äußere Änderung“ als Sachbeschädigung gelten müsste, nicht nur Graffiti, die man nicht abwischen kann.

Auf dem Kongress stellten Vertreter mehrerer europäischer Städte ihre Rezepte gegen Schmierer vor. Das allgemeine Fazit: Nur Härte und sofortiges Beseitigen der „Tags“ (Namenskürzel) und „Bombings“ (farbige Bilder) helfen. So sei in Zürich eine Art Versicherung geschaffen worden: Eine Gruppe von Sozialhilfeempfängern beseitigt innerhalb von drei Tagen Graffiti an Privathäusern. Dies koste die Hauseigentümer 300 bis 600 Euro pro Jahr, sagte die Graffitibeauftragte der Stadt, Priska Rast. Vorteil für den Hauseigentümer: Die erste Fassdenreinigung ist gratis, zudem schießt der Hausbesitzerverband 300 Euro pro Jahr hinzu. Alle Hausmeister können per Internet neue Schäden bei der Polizei anzeigen. Erwischte Täter werden verpflichtet, bei dieser Truppe mitzuarbeiten.

Ähnlich wird an der Friedenauer Friedrich-Bergius-Realschule gehandelt, die den Wettbewerb „Graffitifreie Schule“ in diesem Jahr gewann. Wer zu spät komme, müsse in und vor der Schule Laub harken oder Schmierereien beseitigen. Auf dem Perelsplatz vor der Schule habe es einen „drastischen Rückgang der Schmierereien“ gegeben, sagte Schulleiter Michael Rudolph.

Nicke Ehk von der Stadtverwaltung Göteborg berichtete, dass die flächendeckende Videoüberwachung von Bussen und Bahnen die Zahl der Straftaten deutlich verringert habe. Zwischen sieben und zwölf Kameras pro Fahrzeug „erfassen alle Ecken“, sämtliche Bilder werden aufgezeichnet. 70 Prozent der Fahrgäste seien für die Überwachung, nur fünf Prozent dagegen, dem Rest sei es egal, berichtete Ehk. BVG-Sprecher Wazlak wollte keine Angaben machen, ob die vor vier Wochen gestartete Videoaufzeichnung schon Erfolge gebracht habe.

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