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Berlin: Nur vorsichtig pusten

Nach dem Unglück: Erste Hilfe für Babys ist schwierig.

Vor kaum etwas haben junge Eltern mehr Angst als vor dem, was einer Familie in Spandau am Mittwoch passiert ist. Das vier Monate alte Baby starb plötzlich, als die Mutter mit dem Kind in einem BVG-Bus unterwegs war. Wie berichtet, konnten auch Rettungskräfte das Kind nicht wiederbeleben.

Tragisch und bedrückend, so empfinden den Fall auch Erste-Hilfe-Experten. „In einem schaukelnden Bus stelle ich es mir ja noch schwieriger vor, einen Atemstillstand zu bemerken“, sagt Matthias Schauer, Leiter der Berliner Johanniter-Rettungsstelle. Wenn man es schaffe, rechtzeitig zu reagieren, müsse man bei Babys ein bisschen anders vorgehen als bei Erwachsenen, erklärt er. Bei der Atemspende sollte man Mund und Nase des Kindes mit dem eigenen Mund umschließen und nur vorsichtig pusten, weil das Lungenvolumen viel kleiner ist. Bei der Herzmassage sollte man zwei Finger verwenden oder den Brustkorb mit beiden Händen umschließen und mit den Daumen vorsichtig drücken, empfiehlt Schauer. Zweimal beatmen, dann 30 Mal auf den Brustkorb drücken, so lautet die Grundregel. Überstrecken müsse man den Kopf bei Babys nicht.

Hebammen und Rettungsstellen empfehlen Eltern, möglichst schon vor der Geburt einen Kinder-Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen. „Dann weiß man einfach besser, wie man in Notsituationen reagieren kann – zum Beispiel, wie man auf den Rücken klopft, wenn das Kind etwas verschluckt hat“, sagt eine Sprecherin des Deutschen Hebammenverbandes.

Woran das Baby in Spandau starb, ist nicht geklärt, die Polizei gab dazu auch am Donnerstag keine Auskunft. Die häufigste Todesursache bei Kindern bis zu einem Jahr ist in Industrieländern der Plötzliche Kindstod. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung trifft dies in Deutschland etwa zwei von 10 000 Babys. Schlafen in Rückenlage, kühle Temperaturen im Schlafzimmer und Nichtrauchen der Eltern gelten als wichtigste Maßnahmen, das Risiko zu senken. Sylvia Vogt

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