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Berlin: Nur wenige Beschwerden über geschlossene Praxen

Ärzte protestieren gegen Gesundheitspolitik. Aktionen werden bis Donnerstag fortgesetzt

„Aus Protest gegen die Politik der Bundesrepublik haben wir heute unsere Praxis geschlossen“ ließ gestern der Anrufbeantworter einer Kreuzberger Ärztin die Patienten wissen,und dass sie bis einschließlich heute keine Sprechstunde hat. Denn das Bündnis Berliner Kassenärzte hatte die niedergelassenen Ärzte im Süden der Stadt (Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln, Tempelhof-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf und Treptow-Köpenick) zur Schließung der Praxen aufgerufen. Auch heute sollen die Ärzte ihre Praxen geschlossen halten. Am Mittwoch und Donnerstag sollen sich dann die Ärzte aus den übrigen Bezirken an den Aktionen beteiligen. Die Ärzte wollen sich damit gegen die aus ihrer Sicht unzureichende Finanzierung der ambulanten Versorgung und gegen übermäßigen Verwaltungsaufwand zur Wehr setzen.

Nach Angaben des Ärztebündnisses folgten am gestrigen ersten Tag zwischen 1000 und 1500 Ärzte dem Aufruf. Einige hundert von ihnen hätten zudem an Fortbildungsveranstaltungen der Kassenärztlichen Vereinigung teilgenommen, sagte der Internist Wolfgang Mitlehner, Sprecher des Ärztebündnisses. Insgesamt gibt es in Berlin rund 6300 niedergelassene Ärzte.

Größere Probleme für die Patienten gab es anscheinend nicht. Beim Beschwerdetelefon der Krankenkassen (21993-4005) waren bis zum Nachmittag lediglich drei Anrufe eingegangen, bei denen sich Betroffene darüber beklagten, von ihren Ärzten nicht über die Schließung informiert worden zu sein. Gesundheitssenatorin Heidi KnakeWerner (Linkspartei) hatte im Vorfeld an die Ärzte appelli ert, sich zu überlegen, ob sie ihre Aktionen auf dem Rücken der Patienten austragen wollen.

Der Protest der niedergelassenen Ärzte zielt sowohl gegen die Bundesregierung als auch gegen die Krankenkassen. Berlins Kliniken sind davon nicht betroffen. Die Kliniken nehmen auch nicht am bundesweiten Arbeitskampf der 700 kommunalen Häuser teil: Bei einer Urabstimmung haben mehr als 97 Prozent der Mitglieder des Marburger Bundes für einen Streik votiert. In Berlin gelten für die 1000 Ärzte der Vivantes-Krankenhäuser Sonderregelungen.sik/sib

Die Kassenärztliche Vereinigung informiert unter 310031 über geöffnete Praxen.

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