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NVA-Schüsse an der Grenze: Der letzte Mauertote: Gedenken an Chris Gueffroy

Wenige Monate vor dem Fall der Mauer starb der 20-jährige Chris Gueffroy vor 20 Jahren im Kugelhagel der DDR-Grenztruppen. An diesem Donnerstag wird des letzten Opfers an der Berliner Mauer gedacht.

Am Britzer Verbindungskanal, wo heute Berliner Angler in aller Ruhe Karpfen, Aale, Hechte, Schleie und Döbel jagen, war im Februar 1989 das das letzte Opfer der deutsch-deutschen Grenze zu beklagen. Der nur 20-jährige Chris Gueffroy starb, als er von Treptow nach Neukölln "rübermachen" wollte. Ein befreundeter Grenzsoldat hatte ihm den Tipp gegeben, dass der Schießbefehl an der Grenze aufgehoben sei. Er bezahlte seine Sehnsucht nach Freiheit mit dem teuersten, was er hatte: mit seinem Leben. Heute steht am Ufer des Kanals eine Stele in Angedacht Gueffroys.

Zehn Kugeln der NVA trafen ihn, eine davon mitten in sein Herz. Gueffroy verstarb vor Ort. Einer seiner Freunde, Christian Gaudian, versuchte es mit ihm. Auch ihn beschossen die Grenzsoldaten der NVA. Gaudian wurde schwer verletzt und festgenommen. Nach der Öffnung der Mauer kaufte ihn die Bundesrepublik Deutschland aus dem Gefängnis frei, so wie viele Gefangene, deren Vergehen die versuchte Flucht aus dem Unrechtsregime der DDR war.

Gedenken an ein unnötiges Opfer

In der Kapelle der Versöhnung im früheren Todesstreifen in der Bernauer Straße wird für Gueffroy eine Andacht gehalten und eine Kerze entzündet, teilte die Mauergedenkstätte am Mittwoch mit. Gueffroy war bei einem Fluchtversuch in der Nacht vom 5. zum 6. Februar 1989 erschossen worden.

Chris Gueffroy sei kein leichtsinniger Mensch gewesen, er habe aber nicht zum Militärdienst in der Nationalen Volksarmee gewollt, teilte der Grünen-Europaabgeordnete Michael Cramer mit. Auf Gueffroy waren laut Cramer zehn Schüsse an einem Kanal in Berlin-Treptow abgefeuert worden - nur noch ein zwei Meter hoher Streckmetallzaun habe den Flüchtling vom Westen getrennt. "Wenn wir uns über das Ende der Teilung freuen, dürfen wir ihre Opfer nicht vergessen", mahnte Cramer. Dies sei gerade im 20. Jahr des Mauerfalls wichtig, da sich viele Menschen an die schönen Bilder vom Ende der Teilung erinnerten.

Rund 100 Personen starben während der Teilung Deutschlands an der deutsch-deutschen Grenze in Berlin beim Fluchtversuch, darunter acht Soldaten, die von ihren Kameraden erschossen wurden. Gerade der Tod Gueffroys aber war besonders sinnlos, da neun Monate später die Grenzen nach Westdeutschland offen waren. (hyc/dpa)

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