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Berlin: O meine Süße

Wie türkische Blätter über den Eurovision Song Contest berichten

„Europatürke, vergiss mich nicht!“, appellierte die „Hürriyet“ am Donnerstag an ihre Leser. Und somit war klar: Auch in diesem Jahr warben die türkischen Blätter für den türkischen Interpreten des „Eurovision Song Contest“. Am Sonnabend – am Tag des großen Finales – war das Bild des Popsängers Kenan Dogulu auf allen türkischen Titelseiten zu sehen. „Kenan im Finale“, titelte die „Türkiye“. „Ich werde gewinnen“, hieß es im Innenteil.

Kenan Dogulu schaffte es schließlich – auch dank der zwölf Punkte aus Deutschland – auf den vierten Platz. Die volle Punktzahl bekam der Interpret für sein Dance-Lied „Shekerim“ („Meine Süße“) auch aus Belgien, Frankreich und Großbritannien. Aus Albanien, Österreich, Dänemark, Bosnien-Herzegowina und der Schweiz bekam er zehn, aus Bulgarien und Schweden immerhin noch sieben Punkte. In all den genannten Länder leben Türken beziehungsweise Muslime.

Am Ende kam der Interpret der Türkei auf insgesamt 163 Punkte. Auf den ersten Blick ein beachtlicher Erfolg. Denn vor vier Jahren sammelte die Sängerin Sertap Erener 167 Punkte – und siegte damit. Doch vom Sieg war der Türke diesmal weit entfernt, denn Sängerin Marija Serifovic aus Serbien errang 268 Punkte. Pikant: Serbien bekam nur von drei Ländern überhaupt keine Punkte – Estland, Andorra und auch keine aus der Türkei. Die meisten Punkte vergaben die Türken an Armenien.

Die türkischen Zeitungen, die in Deutschland erscheinen, hatten die Ergebnisse aufgrund des späten Abends gestern noch nicht im Blatt. Und im Internet hat nur die Europaausgabe der „Hürriyet“ eine eigene Seite. Dort lautet die Überschrift zur Hauptnachricht: „Wir sind Vierter geworden.“ Einer der Überschriften , die die „Milliyet“ in ihrer Türkeiausgabe zeigte, lautete: „Zwölf Punkte an Armenien.“

Suzan Gülfirat

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