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Es kann losgehen: Berlin ist bereit für den Besuch des US-Präsidenten.

© dpa

Obama besucht Berlin: Die Hauptstadt steht in den Startlöchern

Sie wären dann soweit: Die Polizeihunde schnüffeln, die Schützen stehen bereit, die Agenten sind gelandet. Sogar die Flugzeugfans in Tegel wurden angesprochen. Es gibt nur eine Sorge: Obamas Spontaneität.

Die Polizeihunde schnüffelten gerade im Kofferraum. Sie sprangen in die Autos der Kamerateams, suchten nach Sprengstoff, eigentlich war es nur eine Vorführung für die Presse vor dem Tag der Anreise des US-Präsidenten. Doch plötzlich gab es hier auf der Avenue Jean Mermoz, der Zufahrt zum militärischen Teil des Flughafens Tegel, einen zweiten Einsatz – einen echten: Eine leere Patronenhülse lag auf der Straße. Es folgte eine stundenlange Suche durch Spezialisten in den angrenzenden Häusern und Gärten, doch gefunden wurde weiter nichts.

„Alles wird halt ein paar Zacken schärfer sein“, prophezeit ein Berliner Polizist, der schon viele Staatsbesuche erlebt hat. Mindestens 5500 Polizisten werden am Mittwoch im Einsatz sein. Am Dienstag, wenn Obama gegen 20.25 Uhr landet, werden 3000 für die Sicherheit sorgen. Das Polizeipräsidium muss die Sicherheit auf der Straße garantieren, für Innenräume ist das Bundeskriminalamt zuständig. Und über allem steht der Secret Service, der mit hunderten Agenten eingeflogen ist. „Unzählige Gespräche auf den unterschiedlichsten Ebenen“ habe es in den vergangenen Monaten gegeben, sagt ein Polizeisprecher. Zudem haben alle Sicherheitsbehörden Verbindungsbeamte in die anderen Vorbereitungsstäbe geschickt.

Nur was wird Obama außerhalb des bislang bekannten Programms machen? Der Terminkalender am Mittwoch ist quasi voll, am Dienstag hingegen bleibt theoretisch etwas Zeit. Um 20.25 Uhr landet sein Flugzeug in Tegel; gegen 21 Uhr wird Obama im Hotel Ritz Carlton erwartet am Potsdamer Platz. Was die Familie Obama mit dem angefangenen Abend macht, ist unklar. Da die Familie aus Nordirland anreist, hat sie keinen Jetlag, könnte also noch etwas unternehmen.

In Erinnerung ist vielen Polizisten der Besuch des damaligen Präsidenten Clinton in einem Lokal am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg im Jahr 2000. Zur Überraschung aller erschien Clinton gegen 22 Uhr am Ende seines ersten Besuchstages zu einem privaten Essen mit dem damaligen Bundeskanzler dort – obwohl auf dem Kollwitzplatz ein Kinderfest tobte und hunderte Menschen unterwegs waren. So ein Spontanbesuch scheint heutzutage allerdings nicht mehr möglich.

Vielleicht bleibt Obama im Hotel, er kennt es von seinem Besuch in Berlin 2008. Damals war er als Präsidentschaftskandidat hier, wohnte im Adlon. Vor allem für US-Fotografen wurde ein Termin organisiert: Obama im Trainingsanzug beim Weg ins Fitnessstudio im Ritz – eben ein junger, sportlicher Kandidat. Für die Polizei bedeutet die Hotelauswahl Mehrarbeit. „Das Hotel ist schwerer zu schützen“, sagt ein Beamter. Zudem liegt das Interconti zwischen Zoo und Landwehrkanal, in der Vergangenheit meist Unterkunft für amerikanische und israelische Politiker, abgelegener.

Das Ritz Carlton steht am Potsdamer Platz – einem Verkehrsknoten. Das Hochhaus wurde am Montag abgegittert von der Polizei, die letzten Lücken sollen am Dienstagmittag geschlossen werden. Betroffen werden davon Fußgänger und die Geschäfte direkt neben dem Hotel sein, sie müssen schließen. Wann der Autoverkehr vor dem Hotel gestoppt wird, ist unklar. Fahrtrouten und Sperrungen werden geheim gehalten, deshalb verzichtete die BVG am Montag Informationen. Fahrgäste sollten sich „bitte rechtzeitig über die jeweils aktuelle Buslinienführung“ informieren, heißt es bei der BVG.

Etwas präziser ist die S-Bahn: „Im Umfeld der Bahnhöfe Potsdamer Platz und Brandenburger Tor wird es zahlreiche Verkehrsbeeinträchtigungen und erhebliche Einschränkungen geben.“ Fahrgäste müssen „mit verstärkten Personenkontrolle“ rechnen. Denen müssen sich auch all die Menschen unterziehen, die in Sichtweite von Obamas Aufenthaltsorten wohnen: Ihre Häuser dürfen sie nur mit Polizeibegleitung betreten und verlassen. „Das ist eine Belästigung der Anwohner“, sagte ein Polizeisprecher. Dazu zählt die Bitte – es ist kein Befehl –, die Fenster geschlossen zu halten. Wenn allerdings ein Fenster aufgeht und Obama gerade da ist, gelte Gefahrenabwehrrecht: „Dann kommen wir vorbei“, hieß es im Präsidium. Zudem gerät jedes offene Fenster schnell ins Visier der Präzisionsschützen, die sich auf diversen Hausdächern, wie zum Beispiel der Aussichtsplattform am Potsdamer Platz einquartieren werden.

Unklug wäre es, ein Teleobjektiv oder ein Fernrohr aus dem offenen Fenster zu halten – es könnte mit einem Gewehrlauf verwechselt werden. Diesen Hinweis haben auch die „Planespotter“ bekommen, die den Anflug der Airforce One vom Dach des Reinickendorfer Einkaufszentrum Clou fotografieren wollen. Bitte keine „rohrähnlichen Gegenstände“.

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