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Berlin: Obama wird zur Touristen-Attraktion

Die Vorbereitungen für den Besuch des US-Präsidentschaftskandidaten laufen, Auslandsamerikaner aus ganz Europa planen, zu seinem Auftritt anzureisen

Sein offizieller Titel lautet zurzeit: „presumptive presidential candidate“ – der mutmaßliche Präsidentschaftskandidat. Bei Barack Obama liegt noch so manches im Ungefähren. Auch sein Besuch in Berlin ist noch nicht in trockenen Tüchern. Doch die Vorfreude ist so groß, dass kaum noch jemand daran zweifeln mag, dass der demokratische Anwärter auf das wichtigste Amt der Erde am 24. Juli die deutsche Hauptstadt besuchen wird.

Nach Tagesspiegel-Informationen liegt dem Hotel Intercontinental, das auf Besuche von US-Präsidenten spezialisiert ist, bereits eine Anfrage aus Obamas Wahlkampfstab für den 24. Juli vor. Aber auch in anderen Hotels wurden Informationen eingeholt. Die Senatskanzlei wartet auf eine offizielle Anfrage des Obama-Stabes für den Besuch. „Bisher gibt es nur Wünsche, die informell geäußert wurden“, erklärt Senatssprecher Günter Kolodziej. Die Entscheidung, wo die Rede gehalten werden soll, liege zunächst bei Obama.

Wie auf glühenden Kohlen sitzt derweil Andrea Mehrländer von der Stiftung Checkpoint Charlie, die ein Besuchsprogramm für Obama vorbereitet hat – was genau, dürfe sie nicht verraten. Man kooperiere mit dem „Institut für Community-Organizing“ an der Katholischen Fachhochschule in Lichtenberg. Dort lehrten Dozenten, die engen Kontakt zu Obama haben. Der demokratische Kandidat hat im Bereich Community-Organizing, also Bürgeraktivierung in Stadtquartieren, in den USA gearbeitet.

„Wir warten auf grünes Licht aus der Senatskanzlei“, sagt Mehrländer. Der Besuchstermin sei sehr kurzfristig. „Wir hoffen, dass morgen eine Entscheidung fällt.“ Bisher sei noch völlig unklar, ob Barack Obama Gast des Landes Berlin oder der Bundesregierung sein wird.

Die rund 20 000 US-Bürger in Berlin freuen sich auf Obama; für die große Mehrheit ist er der Wunschkandidat. Über die Organisation „Democrats Abroad“ können US-Bürger im Ausland an den Vorwahlen in den USA teilnehmen. „Wir hatten in den vergangenen sechs Wochen einen Mitgliederzuwachs von 50 Prozent“, sagt Michael Steltzer von den Democrats Abroad in Berlin. Wenn Obama kommt, wollen Steltzer und seine Leute natürlich Wahlkampf machen – mit Handzetteln und Plakaten. Seine Organisation hilft auch beim Registrieren in den Wählerlisten. Anders als in Deutschland müssen Amerikaner sich selbst darum kümmern.

Steltzer wünscht sich, dass Obama am Brandenburger Tor sprechen wird – wegen der Symbolkraft des Ortes. Berlin sei der einzige Ort auf der geplanten Europareise, wo Barack öffentlich sprechen werde, sagt Steltzer. Viele in Europa lebende Amerikaner würden deshalb eigens anreisen, um den 24. Juli in Berlin zu verbringen. „Wir bekommen viele E-Mails mit Anfragen.“

Neben den Auslands-Demokraten engagieren sich auch US-Künstler für Obama. Der afro-amerikanische Blues- Sänger Robin Hemingway hat die „Americans in Berlin-Brandenburg for Obama“ gegründet. Am 14. Juli veranstaltet er im White Trash in der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg die erste Wahlkampfparty mit Musik. Mindestens 50 Neuwähler hofft Hemingway dort registrieren zu können. „Es gibt viele versteckte Amerikaner in der Region.“ Thomas Loy

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