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© Archiv/Kai-Uwe Heinrich

Obdachlose: Neuer Kältebus für die Stadtmission

Vattenfall spendet einen neuen Kältebus für die Berliner Stadtmission. Im Frostwinter nutzen 20 Prozent mehr Obdachlose die Stadtmission - jeder vierte von ihnen kommt mittlerweile aus Osteuropa.

Die Berliner Stadtmission bekommt einen neuen Kältebus. Der VW-Kleinbus im Wert von rund 30000 Euro sei eine Spende des Energiekonzerns Vattenfall, sagte Stadtmissions-Sprecherin Ortrud Wohlwend dem Tagesspiegel: „Wir hoffen, dass wir ihn in der nächsten Woche abholen können.“ Nachdem der alte Kältebus zur Betreuung von Obdachlosen im Januar kaputt gegangen war, seien die Helfer momentan mit einem geliehenen Ersatzbus unterwegs. Der neue Bus sei besonders lang, auch der Einstieg für Menschen mit Knieschäden werde deutlich bequemer, erklärte Wohlwend.

Im Frostwinter sind die Berliner ihrer Einschätzung nach besonders spendenfreundlich: „Aktuelle Zahlen haben wir aber noch nicht.“ Die Zuwendungen reichten von Großspenden, wie für den Kältebus, bis hin zu Klein- und Sachspenden von Privatpersonen. Auch das neue Angebot einer „Spenden-SMS“ im Wert von 5 Euro werde gut angenommen. Dennoch fehle es immer wieder an Verbandszeug und Medizin zur Behandlung von Erkältungskrankheiten. Für die Bahnhofsmission am Zoo werde außerdem dringend ein Kopierer mit Vergrößerungsfunktion benötigt.

Um 20 bis 22 Prozent mehr Obdachlose kümmern sich die Stadtmissions-Mitarbeiter in diesem Winter, erklärte Wohlwend. Pro Nacht seien es derzeit im Durchschnitt 125 Betreute, an Spitzentagen bis zu 186. Auch der Anteil von Ausländern, vorwiegend aus Osteuropa und Polen, sei gestiegen: Mittlerweile komme jeder vierte Berliner Obdachlose aus dem Ausland. Das bessere Hilfsnetz in Deutschland sei ein Grund dafür, vermutet Wohlwend. Viele Betroffene flüchteten auch aus Scham über ihre Obdachlosigkeit von ihren Heimatorten in die Anonymität der Großstadt. Zur Verständigung mit den Obdachlosen, die meist nur „einige Brocken deutsch“ können, sprechen einige Mitarbeiter der Stadtmission, darunter auch der Fahrer des Kältebusses, polnisch oder russisch.

Die Lage in der eigentlich auf 60 Plätze ausgelegten Notübernachtung der Stadtmission in der Lehrter Straße hat sich laut Wohlwend indes wieder entspannt. Mit der Eröffnung von zwei zusätzlichen Unterkünften für je 30 Obdachlose geht es in dem chronisch überfüllten Haus wieder ruhiger zu. Neu genutzt würden der Obdachlosentagestreff „Warmer Otto“ in der Rostocker Straße, Ecke Wittstocker Straße, sowie in den zwei Nächten zum Montag und zum Dienstag auch die City-Station in der Joachim-Friedrich-Straße 46.

Wie berichtet sind in Berlin in diesem Winter bereits drei Menschen erfroren, einer davon in seiner eigenen ungeheizten Wohnung. Der Kältebus ist täglich von 21 bis etwa 3 Uhr unterwegs und fährt Obdachlose in die Unterkünfte. Die Notübernachtung in der Lehrter Straße hat keine Schließzeit. (JaHa)

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