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Berlin: Oben ohne

VON TAG ZU TAG Andreas Conrad über Freud und Leid der CabrioSaison Dies ist die Stunde heftigen Neides wie auch tief gefühlten Besitzerstolzes. Kaum hat die Frühlingssonne uns zum ersten Mal heftig zugelächelt, da keimen beginnt Unruhe zu gären.

VON TAG ZU TAG

Andreas Conrad über

Freud und Leid der CabrioSaison

Dies ist die Stunde heftigen Neides wie auch tief gefühlten Besitzerstolzes. Kaum hat die Frühlingssonne uns zum ersten Mal heftig zugelächelt, da keimen beginnt Unruhe zu gären. Der rechte Fuß fängt unkontrollierbar an zu zucken, und der Blick geht, wo immer der Heimgesuchte sich befindet, sehnsüchtig nach oben. Die Cabrio-Saison steht unmittelbar bevor, hat für Mutige sogar schon begonnen. Welche Freuden mag der Sommer wieder bieten! Doch auch welches Leid, besonders wenn man sich einem irrationalen Enthusiasmus für besonders altes Blech ergeben hat. Das hebt zwar das Selbstbewusstsein, wenn auf der Autobahn zur Linken die dicken Limousinen vorbeischießen, der soignierte Herr am Steuer zwar ohne sichtbare Regung ist, nur aufs Überholen konzentriert, aber der Rest der Familie verdreht sich den Hals, bis es knackt. Ach, wenn die sorgenlos Dahinbrausenden wüssten, welcher Kummerkasten hinter ihnen im Straßenstaub zurückbleibt. Schon im Winter hat sich der vermeintlich so stolze Besitzer vielleicht Woche für Woche gefragt, welchen Schaden an dem im fernen Winterquartier weilenden Wagen er nach Saisonstart wohl am dringendsten beheben sollte: Die hinteren Stoßdämpfer, offensichtlich in ihrer Belastbarkeit nicht mehr synchron? Das Verdeck, an dem mancher der vorgeschriebenen Befestigungspunkte gar nicht mehr existiert? Die quietschenden Bremsen, die Anzeigen wegen Lärmbelästigung befürchten lassen? Oder die durchgesessenen Sitze, fast entbehrlich angesichts der erreichten Körpernähe zum Bodenblech? Immerhin, es gibt Hoffnung, Jahr für Jahr: Der nächste Winter kommt bestimmt.

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