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Berlin: Obst oder Gemüse

Am 31. Oktober wird Halloween gefeiert, das Fest mit dem Kürbis. Aber was genau ist eigentlich Halloween – und was ist ein Kürbis?

Von Juris Lempfert

Halloween ist zum Grausen. Besonders für Volker Kürbis aus Marzahn. Jedes Jahr am 31. Oktober klingelt sein Telefon Sturm. Wenn er abnimmt, drohen ihm piepsige Kinderstimmen: „Junge, wir kommen und höhlen dich aus!“ Kürbis nimmt sich dann jedes Mal vor, seinen Namen aus dem Telefonbuch streichen zu lassen.

Bei vielen anderen Berlinern wächst die Sympathie für das Fest. Noch nie gab es so viele Halloween-Partys wie in diesem Jahr. „Das Fest ist unglaublich gut vermarktet worden“, sagt Beate Binder, Ethnologin an der Humboldt-Universität. Kaufhäuser hätten eigene Abteilungen dafür eingerichtet. „Außerdem ist Halloween für die Menschen eine Form, sich darstellen zu können. So etwas ist immer mehr gefragt“. Einige Mythen halten sich derweil hartnäckig. Halloween ist zwar in den USA populär geworden. Ursprünglich ist es aber ein europäisches Fest. Die Iren glaubten, dass an diesem Tag die Druiden, also die keltischen Priester, den Beginn des Winters zelebrierten. Geister, Hexen und Dämone seien unterwegs, die abgeschreckt werden müssten. Daher heute auch die meist orange-schwarzen Verkleidungen: Grässliche Gespensterkostüme, weite Roben und Schminke, die einen aussehen lässt wie 40 Grad Fieber. Viele Halloweener begehen um Mitternacht zudem eine Geisterstunde.

Neben den Kostümherstellern und Kneipenwirten hat vor allem der Kürbis, der übrigens zu den Gemüsen und nicht zum Obst zählt, von Halloween profitiert. Im vorigen Jahr bauten die deutschen Bauern 2800 Tonnen des Cucurbitaceae an, von dem es mehr als 800 Arten gibt. Inzwischen finden sogar Feinschmecker Gefallen an der Frucht: Vom Kürbisbrei über Kürbiskuchen bis zum gebackenen Püree („Kürbisköpfe – Vom lustigen Gesicht zum leckeren Gericht“, Nicolai-Verlag 2002).

Papst Gregor IV. erklärte im 9. Jahrhundert in Konkurrenz zu dem Heidenbrauch den 1. November zum Ehrentag aller Heiligen im Himmel. Auch mit der heutigen Form von Halloween hat die Kirche immer noch Probleme. „In Deutschland ist Halloween aus der Verzweiflung der Faschingsartikelhersteller entstanden“, sagt Joachim Opahle, Theologe vom Erzbistum Berlin. Würden Erwachsene das Fest feiern, sei das „bedenklich“. Dies sei kein angemessener Umgang mit dem Thema Tod. Dass Kinder Halloween feierten, sei hingegen in Ordnung, da es diesen vor allem um eine unbeschwerte lustige Party gehe.

Bei Volker Kürbis aus Marzahn werden die Kinder in diesem Jahr übrigens vergeblich anrufen. Er ist in den Urlaub gefahren.

Juris Lempfert

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