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Öffentliche Grünanlagen: Bezirke klagen über Zerstörungswut

Mehr als 2500 öffentliche Grün- und Erholungsanlagen gibt es in Berlin. Doch nicht immer sind Besuche erfreulich und entspannend, denn die Parks leiden unter dem Vandalismus der Bürger. Der jährlich finanzielle Schaden ist enorm.

Berlin - Ein Spaziergang durch den Park, Sonne, Vogelgezwitscher - so genießen viele Berliner die grüne Seite der Stadt. Oder sie gehen mit ihren Kindern auf einen Spielplatz in ihrem Kiez. Oft bietet sich den Besuchern ein trauriger Anblick: Spielgeräte wurden zerstört, Bänke zersägt, Graffiti gesprüht, junge Pflanzen platt getrampelt oder aus dem Boden gerissen.

"Alles, was zerstört werden kann, wird kaputtgemacht", sagt Klaus Funk, Inspektionsleiter beim Umweltamt in Spandau. "Das ganze Jahr über werden Pavillons beschmiert und angezündet, Bäume gefällt, junge Pflanzen und Blumen geklaut, um sie im eigenen Garten oder auf dem Balkon wieder einzusetzen. Das kostet uns knapp 80.000 Euro."

Bezirk Mitte zahlt jährlich 1,6 Millionen Euro

"Im englischen Garten am Großen Stern wurden kürzlich 20 hochwertige Solitärsträucher zertreten. Diese zu ersetzen, kostete 10.000 Euro. Eine Beleuchtungsanlage am Potsdamer Platz wurde mutwillig so oft zerstört, dass entschieden wurde, sie nicht mehr zu erneuern", berichtet Stadträtin Miriam Scheffler. 1,6 Mio Euro gibt der Bezirk Mitte jedes Jahr für die Unterhaltung seiner Grünflächen aus, davon allein 120.000 Euro um Schäden zu beheben.

Eine teure Sache ist Vandalismus auch in Pankow: "Mindestens 300.000 Euro jährlich kostet uns das", sagt Andreas Schütze, Leiter des Amtes für Umwelt und Natur. "Stadtrandlagen ohne Sozialkontrolle sind davon besonders betroffen." So gibt es im Park Neue Wiesen in Karow keine einzige Bank mehr. Alle wurden zersägt. "Wahrscheinlich, um sie als Brennholz zu nutzen. Auch fehlende Metallteile an Spielgeräten werden sicher weiter verwertet", vermutet Schütze. Acht Mitarbeiter kontrollieren täglich alle Spielplätze. Schäden an Geräten werden sofort beseitigt, "denn Kinder sollen nicht unter Vandalismus leiden". Weiter reicht das Geld aber nicht: Graffiti werden nur ein Mal jährlich entfernt, großflächige an Mauern gar nicht, Pflanzen nur wo nötig ersetzt.

Was hält der Zerstörungswut stand?

Für Ingrid Lehmann, zuständige Leiterin des Amtes für Umwelt und Natur in Treptow-Köpenick, war es nicht vorstellbar, "dass das Spielgerät Spinne, bestehend aus stoffummantelten Stahlseilen, in Brand gesetzt werden kann". Dieses außergewöhnliche Feuer im Kurpark Friedrichshagen kostete den Bezirk 17.000 Euro. Plus die anderen Schäden rechnet Lehmann pro Jahr mit bis zu 100.000 Euro.

Schutzschichten oder Folien auf Schildern und Kunstwerken, Verankerungen und Betonfundamente an den Bänken, Verschweißungen statt Schrauben, Kontrollgänge der Polizei, nichts davon kann die Zerstörer aufhalten. (Von Julia Jester, ddp)

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