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„Wir wollen Sport“. Schüler und Eltern demonstrierten am Mittwoch vor dem Roten Rathaus.

© Georg Moritz

Öffentliche Sportstunde: Hampelmänner gegen marode Turnhallen

Weil etliche Berliner Sporthallen kaputt oder einsturzgefährdet sind, haben Eltern und Schüler den Sportunterricht am Mittwoch vor das Rote Rathaus verlegt. Mit Hampelmännern und Kniebeugen wollten sie den Senat zum Investieren auffordern.

Kaputte Turnhallen, einsturzgefährdete Dächer und marode Sanitäranlagen: Die Eltern und Schüler aus den Bezirken Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf sind sauer. Mit einer öffentlichen Sportstunde vor dem Roten Rathaus demonstrierten gestern rund 150 Schüler, Eltern und Elternvertreter gegen den Verfall von Berlins Schulen und Sportstätten. Sie forderten den Senat zu einem Sondersanierungsprogramm für die Sporthallen auf. Gekommen waren auch Elternvertreter aus den Bezirken Spandau, Reinickendorf und Pankow.

„Wir wollen Sport“, riefen die Kinder. Mit Gymnastikübungen – Hampelmännern und Kniebeugen – holte eine Sportlehrerin mit ihnen ausgefallene Unterichtsstunden nach. Anschließend gab es einen Wettkampf im Seilziehen. Viele der Schüler besuchen die Mahlsdorfer Grundschule. Seit vergangenem Herbst finde dort der Sportunterricht nur noch eingeschränkt statt, beklagte ein Vater einer siebenjährigen Tochter. Aus Sicherheitsgründen darf die Turnhalle nicht mehr betreten werden, weil das Dach einsturzgefährdet ist. „Die Kinder fahren derzeit fast eine Stunde mit dem Bus zu einer Ausweichstätte.“ Statt dreimal die Woche gebe es deshalb nur noch einmal die Woche Sportunterricht.

Zahlreich vertreten waren auch Eltern und Kindergartenkinder der Kita in der Ulmenstraße in Kaulsdorf. Die Einrichtung befindet sich gemeinsam mit einer ebenfalls sanierungsbedürftigen Sporthalle in einem Gebäude mit marodem Dach und musste deshalb in eine andere Stätte umziehen. „Vielleicht ist unsere Tochter schon schulpflichtig, bis die Kita saniert ist“, befürchtet eine Mutter.

Wegen baulicher Mängel mussten im letzten Jahr weitere Schulturnhallen geschlossen werden. Elternvertreter mehrerer Bezirke hatten daraufhin die Interessengemeinschaft Sporthallendächer gegründet. „Wir möchten, dass die Turnhallen schnellstmöglich saniert werden", sagte Norman Heise aus Marzahn-Hellersdorf, Initiator der Demonstration.

Alleine in Steglitz-Zehlendorf seien seit einem Jahr zehn Sporthallen wegen Baumängeln geschlossen worden, sagte Lieselotte Stockhausen-Doering vom Bezirkselternausschuss. „In einigen Turnhallen regnet es rein, so dass sich Schimmelpilz gebildet hat." Auch die Sanitäranlagen seien seit Jahren sanierungsbedürftig. Betroffen sind unter anderem die Schweizerhof-Grundschule und das Arndt-Gymnasium in Zehlendorf sowie die Sachsenwald-Grundschule in Steglitz.

Auch in Spandau sind nach Angaben des Landeselternausschusses sechs Hallen komplett gesperrt, in zwei weiteren Hallen dürfen keine Ballsportarten mehr betrieben werden. Trotz mehrerer Investitionsprogramme wird die Finanzierungslücke für Baumaßnahmen an Schulen immer größer: Der Investitionsrückstau soll bis zu 800 Millionen Euro betragen. „Wenn der Senat die Bildung so hoch hält wie behauptet, sollte er zügig darin investieren", sagte Initiator Heise. Nach den Sportübungen zog der Tross zum Rathaus, um Bildungssenatorin Sandra Scheeres eine Unterschriftensammlung zu überreichen.

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