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Öffentlicher Nahverkehr: BVG nimmt 57 Cent pro Fahrt ein

Kaum sind die Tariferhöhungen im Nahverkehr für April 2008 beschlossen, findet bereits die Diskussion um die nächste Preisrunde statt. Insbesondere Finanzsenator Sarrazin tritt für höhere Fahrpreise ein.

Geht es nach Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der BVG ist, werden die Preissprünge dann deutlich größer als im nächsten Jahr. „Wenn die BVG ihre Leistungen bis zum Jahr 2020 nicht verringern soll, müssen die Einnahmen jährlich um zwei Prozent steigen“, ist Sarrazin überzeugt.

Im April 2008 steigen die Fahrpreise nach Angaben des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) im Berliner Stadtgebiet um 1,58 Prozent, für Fahrten zwischen Berlin und dem Umland um 1,96 Prozent. Verkehrspolitiker dagegen wollen, dass die Preise für Fahrten mit Bahnen und Bussen unter der Steigerungsrate bei der Inflation bleiben.

Befürworter höherer Preise verweisen darauf, dass die BVG je Fahrgast pro Fahrt verhältnismäßig wenig Geld einnehme. 57 Cent seien es bei der BVG, 85 Cent dagegen bei den Verkehrsbetrieben in Stuttgart und sogar 92 Cent in Frankfurt (Main). Nur 53 Prozent der Fahrgäste zahlen bei der BVG den Normalpreis; die anderen können laut Statistik zu rabattierten Preisen fahren. 16 Prozent der Bevölkerung könnten das Sozialticket nutzen, das es nur noch in wenigen anderen Städten gebe, argumentieren Befürworter höherer Preise.

Das Gegenargument, in Berlin sei die Kaufkraft geringer als im Durchschnitt und hohe Preise im Nahverkehr deshalb nicht gerechtfertigt, lassen sie nicht gelten. Rechne man die „potenziellen Sozialticket-Kunden, die zu stark ermäßigten Preisen fahren, heraus, liege die Kaufkraft der verbleibenden Fahrgäste über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Preissteigerungen führten auch nicht zwangsläufig zu einem Rückgang bei den Fahrgastzahlen. Seit 2002 seien die Preise im Nahverkehr bundesweit um 3,4 Prozent gestiegen, die Erträge aus dem Fahrscheinverkauf um 3,3 Prozent.

Die nächsten Tariferhöhungen könnten sogar noch deutlicher ausfallen, wenn die Gewerkschaft Verdi ihre Forderungen bei Lohn- und Gehaltserhöhungen durchsetzt. Sie fordert zwölf Prozent mehr für die Beschäftigten bei der BVG. Die Mitarbeiter hatten zuletzt längere Arbeitszeiten und das Kürzen des Weihnachtsgeldes akzeptiert. Auch die Tariflöhne waren gesenkt worden. Die Differenz zum bisherigen Tarif-Einkommen gleicht die BVG bei den Alt-Beschäftigten aber aus. Allein für diesen so genannten Sicherungsbetrag gibt das Unternehmen im nächsten Jahr 103 Millionen Euro aus. Klaus Kurpjuweit

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