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Auf dem Betriebshof ist es noch ruhig - aber auf der Fahrt kann es schon mal voll werden im Bus.

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Öffentlicher Nahverkehr in Berlin: Die BVG fährt auf der Felge

Nie waren die Busse in Berlin so oft überfüllt wie 2013. Etwas Linderung ist in Sicht - doch Maßnahmen, die wirklich helfen würden, werden nicht umgesetzt.

Berlin wächst, aber die BVG kommt nicht hinterher: Die Zahl der überfüllten Busse ist im vergangenen Jahr noch einmal gestiegen, nachdem sie schon 2012 einen Rekord erreicht hatte. Auf Anfrage des Grünen-Verkehrspolitikers Stefan Gelbhaar teilten BVG und Verkehrsverwaltung mit, dass sich die Zahl der sogenannten 100-Prozent-Meldungen – sie werden vom Fahrer an die Leitstelle geschickt, wenn wirklich niemand mehr reinpasst – bei den Bussen um 18 Prozent erhöht habe. Besonders betroffen sind die bei Stammkunden berüchtigten Linien TXL, M 41 und M 29. Mit 3904 Überfüllungsmeldungen ist beispielsweise die Flughafenlinie TXL demnach elf Mal pro Tag überfüllt.

Der Fünfminutentakt ist reine Theorie

Ursache sind gar nicht unbedingt echte Kapazitätsprobleme, sondern die Unzuverlässigkeit der besonders betroffenen Linien: Speziell M 41 und M 29 mit ihren langen Routen durch Neukölln und Kreuzberg gelten als sehr verspätungsträchtig. Der Fünfminutentakt des M 29ers ist oft reine Theorie; real kommen zwei oder drei Busse im Pulk, wobei der vorausfahrende überfüllt ist und sich dadurch immer mehr verspätet.

Der M29er ist häufig überfüllt.
Der M29er ist häufig überfüllt.

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Etwas Besserung ist in Sicht, denn bereits vom kommenden Sonntag an verstärkt die BVG die Kapazität mehrerer Linien. Im August und Dezember wird weiter aufgestockt, aber mehr ist laut Senatsverwaltung vorerst nicht zu machen: „Gerade in der Hauptverkehrszeit sind bereits alle verfügbaren Fahrzeuge im Einsatz“, schreibt Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD). Außerdem reiche auch das im Haushalt zusätzlich bereitgestellte Geld nicht aus, um den wachsenden Bedarf zu decken. „Eine Reihe sinnvoller Leistungsausweitungen muss somit vorerst zurückgestellt werden.“

Und die BVG kann nur den Verkehr anbieten, den das Land auch bezahlt, denn der öffentliche Nahverkehr ist – wie überall auf der Welt – ein Zuschussgeschäft. Die BVG erhält in diesem Jahr rund 270 Millionen Euro vom Senat. Und der bereits diskutierte Einsatz größerer Busse ist laut Senat noch nicht geklärt. Angesichts der erwarteten Bevölkerungszunahme sei „mit einer weiteren Zunahme der aufgeführten kapazitiven Einschränkungen zu rechnen“.

Vorrangschaltung an Ampeln würde auch Ressourcen sparen

Auch die Appelle der BVG, die mit reichlich Steuergeld installierten Vorrangschaltungen für Busse an den Ampeln konsequent zu nutzen, verhallen seit Jahren ungehört oder scheitern am Personalmangel in der Verkehrsverwaltung. Dabei würden die Schaltungen nicht nur die Pünktlichkeit steigern, sondern auch Ressourcen sparen: Manche Linie käme laut BVG mit einem Bus oder einer Tram samt Fahrer weniger aus, wenn sie schneller unterwegs wäre. 50 neue Fahrer hat die BVG dank des aufgestockten Budgets einstellen können.

Falschparker auf Busspuren werden nicht stärker bestraft

Die Hoffnung, dass gegen Falschparker auf Busspuren stärker durchgegriffen wird, zerstreut der Verkehrsstaatssekretär ebenfalls: Zusätzliche Maßnahmen „können die bezirklichen Ordnungsämter nicht ergreifen“ – aus Personalmangel.

Bessere Nachrichten gibt es von der Straßenbahn. Dort ging die Zahl der Überfüllungsmeldungen um elf Prozent zurück, nachdem sie 2012 ebenfalls auf Rekordniveau gelegen hatte. Zwar ist speziell die M 6 ebenfalls oft arg voll, aber nur etwa einmal alle zwei Tage. Offenbar hat der Einsatz der neuen „Flexity“-Bahnen für etwas Entspannung gesorgt.

Noch weniger kritisch ist die Situation bei der U-Bahn. Zwar gab es auch hier – abgesehen von den Bonsai-Linien U 4 und U 55 – überall einzelne Überfüllungsmeldungen, aber die betrafen statistisch nur jede zehntausendste Fahrt.

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