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Flagge zeigen. Grünen-Politiker Özcan Mutlu wird derzeit viel Aufmerksamkeit zuteil.

© privat

Opfer oder Täter?: Özcan Mutlu und ein bizarrer Streit an der Wurstbude

Ein Streit an einem Imbiss macht Grünen-Politiker Özcan Mutlu zu schaffen. Manche Parteifreunde überrascht das nicht.

Es läuft derzeit nicht rund für Özcan Mutlu. Der Bildungspolitiker ist eines der bekannteren Gesichter der Berliner Grünen, für die er auf dem aussichtsreichen Platz 8 der Landesliste für die Abgeordnetenhauswahl kandidiert. Aber im Moment ist er vor allem wegen Geschichten in der Öffentlichkeit, die man sich als Politiker im Wahlkampf nicht wünscht – wobei er in allen Fällen betont, ihm würden zu Unrecht Vorwürfe gemacht.

Erst gab es wie berichtet Kritik, vor allem seitens der politischen Konkurrenz, an seiner Vermittlerrolle für einen ihm nahestehenden türkischen Unternehmer, der Hotels in Berlin kaufen wollte. Dann legte die SPD wie berichtet mit kritischen Fragen wegen Mutlus Einsatz für eine Privatuniversität nach, die in Berlin eine Filiale eröffnen will. Und nun steht der 43-jährige Diplom-Ingenieur auch noch wegen eines bizarren Streits an einer Wurstbude in der Öffentlichkeit. Den brachte die „B.Z“ am Montag auf ihre Titelseite und berichtete von zwei Anzeigen wegen Beleidigung und Körperverletzung, Schlagzeile „Scharfer Streit am Currystand“, dazu ein Foto von Mutlu.

Was war passiert? Nach Darstellung von Mutlu war er am Freitag mit dem Fahrrad in Mitte unterwegs und bestellte an einem Imbiss Unter den Linden zwei Currywürste, einmal Pommes frites und eine Fanta für sich und seine elfjährige Tochter. Der Verkäufer wollte dafür elf Euro. Beim Bezahlen sagte Mutlu, das sei ja Wucher. Da murmelt der Verkäufer zu seinen Kollegen etwas Abfälliges auf Türkisch. Mutlu, der in der Türkei geboren wurde, erwiderte auf Türkisch, dass er sein Geld zurück wolle und es sich anders überlegt habe. Als der Verkäufer merkte, dass sein Kunde Türke ist, beschimpfte er Mutlu. Es entwickelte sich ein Wortgefecht, dann stürmten der Verkäufer und sein Kollege, ein Bruder, aus der Bude. Beide beschimpften Mutlu übelst – weil der als Türke Schweinefleisch esse, und dann auch noch im Fastenmonat Ramadan, wie sich später herausstellte. Mutlu rief gleich die Polizei. Derweil hatten die Männer einen weiteren Bruder hinzugerufen, einer hob die Hand gegen Mutlu. Der stieß den Mann instinktiv weg und wurde von ihm ebenso geschubst, wie er sagt.

Als die Polizei eintraf, stellte Mutlu eine Anzeige wegen Beleidigung – und der Imbissverkäufer eine wegen Körperverletzung. Das empört jetzt Mutlu ebenso wie die Präsentation der Geschichte in der „B.Z.“: „Ich bin hier das Opfer, nicht der Täter. Ein guter Muslim lügt nicht und schreibt niemandem vor, was er zu essen hat und nicht.“ Nun will er gegen den Verkäufer auch noch eine Anzeige wegen Körperverletzung stellen.

In seiner Partei wurde die Geschichte am Montag heftig diskutiert. Während sich Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann und Wahlkampfmanager Heiko Thomas voll hinter Mutlu stellten und ihm korrektes Verhalten attestierten, finden andere Parteifreunde nicht überraschend, was passiert ist. Mutlu sei „sehr eruptiv und schnell zornig“, heißt es in der Fraktion. Manche Kollegen werfen Mutlu schon länger vor, zu temperamentvoll und selbstbezogen zu sein. Der wiederum sieht das als Ausdruck innerparteilicher Konkurrenz und spricht von „Ellenbogen innerhalb der Partei“. Manche Grüne sehen das anders und erinnern an einen Rechtsstreit, in den Mutlu vor einigen Jahren verwickelt war. Damals hatte er einen Polizisten geduzt, der fühlte sich beleidigt und erstattete Anzeige. In zweiter Instanz wurde er allerdings freigesprochen. Für Mutlu hat das mit dem aktuellen Fall nichts zu tun: „Das ist zehn Jahre her“, sagt er. „Ich wurde vom Landgericht freigesprochen, wie lange will man mir denn das noch vorhalten?“

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