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Offensive: Berlin soll Land des Lächelns werden

Der Senat will mit einer Freundlichkeitsoffensive in den Frühling starten. Mitmachen sollen Taxifahrer, Müllkutscher, Polizisten und Busfahrer. Freiwillig natürlich.

Die kernigen Sprüche sind vielleicht nicht nett, sie kennt aber jeder: "Mann, seh ick aus wie 'ne Infosäule?" oder: "Wat kiekst'n so, Fatzke?!" und: "Kannste knicken!" Na dann: Willkommen in Berlin. Schön hier, und manchmal ganz schön ätzend.

Die Stadt soll netter werden im Jubiläumsjahr des Mauerfalls. Deshalb startet der Senat eine Freundlichkeitsoffensive unter dem Slogan "Mit Herz & Schnauze". Die markigen Sprüche, die auf Flyern der Kampagne gedruckt werden, sind als wenig empfehlenswerte Worte gemeint. Los geht's am Montag, dann wird das Projekt im Roten Rathaus vorgestellt.

Wie schon bei der Fußball-WM 2006 haben sich jene Arbeitgeber zusammengetan, die am ehesten mit Touristen zu tun haben: BVG, Polizei, Messe, Berliner Flughäfen, Taxigewerbe und der Hotel- und Gaststättenverband. Diesmal soll aber nicht nur gezielt Englisch gelernt werden, das machen beispielsweise BVG-Busfahrer sowieso (sie haben sogar oft eine Englisch-Deutsch-Broschüre dabei). Es geht vor allem um eine kleines Zeichen: Fragen Sie ruhig - wir beißen nicht.

Zu erkennen sein werden die Teilnehmer an einem Anstecker, der ein rotes Info-"I" und ein Herz mit - lächelnder - Schnauze zeigt. Mitmachen kann jeder, der will, "und auch nur freiwillig", wie es heißt. Ob nun Pensionen oder Hotels, ob Polizei oder BSR. Vorstellbar sei zum Beispiel, dass Müllmänner - die beispielsweise die Straße Unter den Linden reinigen - oder auch Busfahrer für alle Fälle einen Flyer mit Touristeninfos dabeihaben und den Fragenden nicht gleich mit einem derben Spruch zurückweisen, sondern mit einem Lächeln einfach mal: helfen. "Der Berliner mit Herz und Schnauze ist freundlich, hilfsbereit und erklärt zur Not auch mit Händen und Füßen, wo es langgeht", heißt es in den Broschüren. Und wer ganz offensichtlich mitmachen mag, kann auch ein "tolles" T-Shirt der Kampagne anfordern und "witzige Aufkleber und Postkarten".

Das Projekt mag sich vielleicht banal anhören, der Gedanke aber ist einfach: Wer ständig in der Stadt unterwegs ist - und das sind Taxifahrer, BVG-Mitarbeiter und Müllmänner und Polizisten - , kenne Berlin so gut wie kein anderer (oder zumindest besser als Touristen). Verstellen müsse sich niemand, für eine gewisse Ruppigkeit wird der Berliner schließlich auch gemocht. Berliner haben Schnauze, "aber wir haben auch Herz", heißt es in der Kampagne. Und im Mauerfalljahr dürften einige Touristen nach Berlin kommen. Wenn die sich alle wohlfühlen, heißt es in der Broschüre, "dann ist das auch ein Stück weit Ihr Verdienst".

Florian Ernst, André Görke

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