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Manfred Körtgen war der technische Geschäftsführer der Flughafengesellschaft. Seine Fähigkeiten als Projektleiter wurden von Insidern aber in Zweifel gezogen. Körtgen hatte scheinbar den Überblick verloren.

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Planungspatzer beim BER-Bau?: Worauf es bei Großvorhaben ankommt

Auf einer Großbaustelle wie in Schönefeld kann viel schief gehen. Einer sollte deshalb immer den Überblick behalten: Der Projektleiter. Manfred Körtgen gilt als erfahren. Insider bewerten seine Arbeit in Schönefeld aber kritisch.

Bei ihm laufen alle Fäden zusammen: Manfred Körtgen ist als Geschäftsführer der Flughafengesellschaft zuständig für den Bau des neuen Flughafens und trägt den Titel Projektleiter. Körtgen trifft die wichtigsten Entscheidungen beim Bauablauf. Verlassen muss er sich auf Mitarbeiter, die ihm berichten, wie es auf der Baustelle läuft. Körtgen, der von Beginn an dabei ist, verweist auf seine Erfahrungen, die er beim Wiederaufbau des Düsseldorfer Flughafens nach dem verheerenden Brand im Terminal 1996 gesammelt hat. 17 Menschen starben damals.

Und jetzt sollen ausgerechnet die noch nicht funktionierenden Entrauchungsanlagen zum Verschieben des Eröffnungstermins gezwungen haben. Diese Anlagen seien der kritische Punkt bei solchen Bauten, sagen Experten. Von Anfang an müsse man sich deshalb darauf konzentrieren. Bereits jede Lieferung und der Einbau der Geräte müsse überwacht und früh mit den Kontrollen des Systems begonnen werden. Usus ist, dass die Firmen von der Bauüberwachung, die in der Regel der Bauherr einsetzt, kontrolliert werden. Die Bauüberwacher melden ihre Erkenntnisse den Teilprojektleitern, die wiederum dann dem Projektleiter Bericht erstatten. Dazu gehören auch Vorschläge zum Lösen von Problemen. Der Projektleiter müsse ein Gespür entwickeln, wie stichhaltig – bzw. glaubwürdig – die Berichte seien. Hier könne man nur auf Erfahrung setzen, die Körtgen zweifellos habe.

Wenn es irgendwo klemmt, sollte der Projektleiter selbst eingreifen und sich nicht darauf verlassen, dass Mitarbeiter seine Anweisungen ausführen. Körtgen hat mehrfach betont, immer wieder das direkte Gespräch mit Firmen gesucht zu haben. Insider werfen ihm dagegen vor, zu viel delegiert zu haben. Hier bestehe die Gefahr, dass man den Überblick verliere. Würden Fehler in den Berichten nicht erkannt, werden sie mitgeschleppt, bis sie eben nicht mehr zu übersehen sind, sagen die Experten. Und dann sei es oft schwierig, sie zu lösen. Zeit – und meist auch Geld – koste es auf jeden Fall fast immer. Auch Änderungen bei den Plänen „störten“. Und am Flughafenbau hat es davon jede Menge gegeben.

Sehen Sie hier, welche Flughäfen noch Startprobleme hatten:

Parallel zum Projektleiter überwacht eine Projektsteuerung, ob der Zeit- und Kostenplan eingehalten wird. Ob von ihr ein Signal zu den Problemen gekommen war, ist offen. Das Unternehmen lehnte am Mittwoch eine Stellungnahme ab. Auch das Architekturbüro gmp von Meinhard von Gerkan, das zusammen mit dem Architekturbüro JSK den Terminal entworfen hat und den Bau überwacht, wollte sich nicht äußern. Wie weit Körtgens Kollege Rainer Schwarz, der Sprecher des Führungsduos ist, eingeweiht war, ist auch unklar. Eine Berichtspflicht an ihn besteht nicht, auch nicht durch Körtgen. Sollte Schwarz, wie er sagt, wirklich erst am Freitag von den Problemen mit der Entrauchungsanlage erfahren haben, wäre dies bei einem solchen Projekt mit einem solchen Termindruck allerdings sehr ungewöhnlich, sagen Experten.

Auch wenn viele Besucher der Baustelle in den vergangenen Tagen den Eindruck gewannen, dass eine pünktliche Eröffnung ein Ding der Unmöglichkeit sein könnte, wurden von Seiten der dort Beschäftigten nie wirkliche Zweifel laut, sagt Bastian Kaiser von der Gewerkschaft IG Bau: „Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass der Termin nicht zu halten ist.“ Natürlich habe großer Druck auf der Baustelle geherrscht und es habe die üblichen Gerüchte gegeben. Ähnliches hört man auch bei dem Verband der mittelständischen Bauunternehmen, der Fachgemeinschaft Bau.

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