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Beharrlich: Das geräumte Protestcamp am Alex wird fortgesetzt.

© Björn Kietzmann

Update

Ohne Zelt am Alex: Die Campierer kehren zurück

Die Polizei räumte ihr Camp, doch die Protestierer kehren zum Alex zurück. Gegen einen mutmaßlich gewalttätigen Polizisten wird ermittelt - Innensenator Körting verteidigt jedoch den Polizeieinsatz.

Am Freitag endete ihr Protestcamp mit blauen Flecken, Tränen und sieben Festnahmen. Am Sonntagnachmittag kam die Gruppe „aCampada“ auf den Alexanderplatz zurück. 50 Leute versammelten sich diesmal – ohne Zelte allerdings. „Niemand von uns hat Lust, sich noch mal wegen eines Zeltes verletzen zu lassen“, sagte Mitorganisatorin Anna Sobczak. „Wir wollen weiter täglich auf dem Platz präsent sein und hoffen, dass sich mehr Leute anschließen.“ Von 15 bis 18 Uhr hatten die Aktivisten eine Kundgebung auf dem Platz angemeldet. Die Polizei hielt sich am Sonntag bis zum Abend zurück.

Am Freitag hatte die Polizei die Demonstranten noch aus ihren Zelten gezogen und sieben Personen festgenommen. Wie berichtet, kam es dabei teilweise zu brutalen Szenen, die auf Videos im Internet festgehalten wurden. Ein Film zeigt, wie mehrere Menschen aus den Zelten gezogen und unsanft zu einem Polizeibus gebracht werden. Ein junger Mann, der sich nicht wegtragen lassen will, wird gut sichtbar von einem Beamten ins Gesicht und in die Rippen geschlagen. „Ich stand der Polizei im Weg und habe dann blöderweise panisch reagiert und mich gewehrt“, sagte Daniel, der am Sonntag mit Schürfwunden und Prellungen wieder auf dem Alexanderplatz saß.

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) verteidigte am Montag im Innenausschuss den Polizeieinsatz. „Nach meiner Kenntnis ist der Alexanderplatz kein Campingplatz“, sagte der Senator. Bei den Ermittlungen gegen den Beamten soll jetzt aber auch geklärt werden, ob die Platzverweise gegen die Demonstranten gerechtfertigt waren oder nicht.

Die Polizei ermittelt gegen den Beamten wegen Körperverletzung im Amt. „Das Aufstellen der Zelte war laut den Auflagen für die Demonstration nicht genehmigt“, betonte eine Polizeisprecherin am Sonntag. Es sei lediglich der Aufbau eines offenen Pavillons zum Schutz der Lautsprecheranlage erlaubt worden. Die internen Ermittlungen gegen den Polizisten, der zugeschlagen haben soll, laufen noch. „Der Beamte wurde inzwischen identifiziert“, hieß es von der Polizei. Er soll jetzt zu dem Vorfall befragt werden.

Die Gruppe „aCampada“ setzt sich mit öffentlichen Sit-ins, nach dem Vorbild der Protestbewegung in Spanien, für mehr Demokratie und Menschenrechte ein. Tagelang hatten die Mitglieder auf dem Alexanderplatz campiert und sich immer wieder über „Schikanierungen“ durch die Polizei beklagt.

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