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Auch Peter Sellers fuhr in „Der Partyschreck“ einen Morgan Threewheeler.

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Oldtimertage Berlin-Brandenburg: Drei Räder und eine Menge Spaß

Der Morgan Threewheeler, die Corvette und die Kreidler Florett sind die Stars der Oldtimertage. Sie spielten schon in Filmen mit und wurden erfolgreich besungen, von Prince oder Bill Ramsey.

Mit einem Dreirad assoziiert der durchschnittliche Verkehrsteilnehmer in der Regel noch immer das erste Fahrzeug seiner frühen Jugend: vorne das gelenkte Antriebsrad mit simplem Pedalantrieb, in kindgerechtem Abstand die starre, doppelt bereifte Hinterachse, überragt von einer Führungsstange für den elterlichen Zugriff. Maximales Tempo: so schnell die Stummelbeinchen es zulassen, also sagen wir mal 5 km/h.

Es geht auch anders: Vorne zwei gelenkte Räder, hinten das Antriebsrad, die Karosserie entfernt an ein Seifenkistenmodell erinnernd, der Motor aber mit richtigem Wumm. Anfang der dreißiger Jahre erreichte die britische Rennfahrerin Gwenda Stewart in einem einsitzigen Morgan Threewheeler sogar rund 185 km/h. Von 1909 bis 1952 baute der britische Hersteller Morgan diese rasenden Kisten, suchte sogar vor zwei Jahren an die untergegangene Tradition durch ein neues Modell anzuknüpfen, was erhebliche mediale, amüsiert-respektvolle Aufmerksamkeit auslöste. Statt eines Zündschlüssels gab es beispielsweise einen „Bomb Release Button“, wie der Auslöser des Schleudersitzes in James Bonds Aston Martin geschützt durch eine Kappe.

Ein Imagewandel scheint sich da anzudeuten. Noch 1968 kam für Regisseur Blake Edwards nur ein Fahrzeug infrage, als er ein angemessenes Transportmittel für den von Peter Sellers gespielten liebenswerten Volltrottel Hrundi V. Bakshi in der Komödie „Der Partyschreck“ suchte: ein Morgan Threewheeler.

Schnelle Räder in die Vergangenheit. Die Kreidler Florett war ein Jugendtraum der siebziger Jahre.
Schnelle Räder in die Vergangenheit. Die Kreidler Florett war ein Jugendtraum der siebziger Jahre.

© IMAGO

Am Sonnabend sollte man in Berlin auf ein rudelweises Auftauchen der britischen Dreiräder jederzeit gefasst sein, besonders um die Classic Remise in der Moabiter Wiebestraße herum. Dort finden am Wochenende die 26. Oldtimertage Berlin-Brandenburg statt, denen die Teilnehmer eines europaweiten Threewheeler-Treffens am Schwielowsee einen Besuch abstatten wollen. Erwartet werden 22 Fahrzeuge aus der Vorkriegszeit und drei neuere Modelle, aus Deutschland, Schweden, Holland, der Schweiz und selbstverständlich England. Auch Brian Clutterbuck, Chairman des britischen Morgan Three Wheeler Club, ist mit seinem Viersitzer dabei. Der Klub wurde bereits im Februar 1945 in London gegründet, und glaubt man der offiziellen Vereinsgeschichtsschreibung, fielen während des ersten Treffens gerade „Fliegende Bomben“, deutsche V1 also, vom Himmel.

Auch gegen wetterbedingte Unbill sind Threewheeler-Piloten unempfindlich. Teilnehmer und Zuschauer der „2000 Kilometer durch Deutschland“ im Sommer 2002 werden sich vielleicht noch an einen offenen Zweisitzer erinnern, der selbst bei strömendem Regen unbeirrt über die Landstraßen donnerte. Ging ja auch nicht anders: Ein Verdeck hatte Mr. Morgan nicht vorgesehen.

Damals hatte General Motors einige alte Corvettes mit auf die Strecke geschickt, zur Feier von „50 Jahre Corvette“. Mittlerweile wurde bereits der 60. Geburtstag der US-Legende begangen, deren Urform am 17. Januar 1953 im New Yorker Hotel Waldorf-Astoria vorgestellt wurde. Gegen die Sportwagenkonkurrenz aus Europa und besonders die klassischen britischen Roadster konnte der Wagen anfangs aber kaum bestehen. Auch bei den Oldtimertagen wird die Corvette gefeiert, ausgestellt von der ersten bis zur vierten, 1983 vorgestellten Generation, die gerade noch als Oldtimer durchgehen kann.

Die Corvette, hier die Version aus den späten fünfziger Jahren, spielte sogar in einem Song von Prince eine zentrale Rolle – wenn auch nur metaphorisch.
Die Corvette, hier die Version aus den späten fünfziger Jahren, spielte sogar in einem Song von Prince eine zentrale Rolle – wenn auch nur metaphorisch.

© picture alliance / dpa-tmn

Im selben Jahr hatte Prince „Little Red Corvette“ als Single höchst erfolgreich auf den Markt gebracht – ein Indiz, dass der Amischlitten sein frühes Image als lahme Gurke längst abgelegt hatte. Nun wurde er zum Synonym für eine besonders heiße Braut, eben der „Little Red Corvette“ – Konnotationen, die in dem Animationsfilm „Cars 2“ (2011) ausgespart werden mussten. Die Filmfigur Jeff Gorvette, inspiriert durch eine Corvette C 6, war garantiert jugendfrei.

Auch die Kreidler Florett, vom MC Steglitz mit zwölf historischen Kleinkrafträdern präsentiert und drittes Sonderthema der Oldtimertage, wurde schon besungen – Ende der sechziger Jahre von Bill Ramsey. Ein von Prince meilenweit entfernter Künstler, und doch hat auch er in seinen Liedern heiße Bräute gepriesen. Nach einem Auto hätte er seine „Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe“ allerdings nie benannt.

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