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Herthas neue, alte Heimat. Links das Olympiastadion, in der Mitte der Wunschstandort von Hertha. Der Klub will die Arena selbst finanzieren.

© Simulation: promo

Berliner Olympiastadion: Anpfiff im Weltkulturerbe

Neue Arena oder Stadionumbau bis 2025? Hertha und Senat treiben die Pläne voran. Die Denkmalschützer haben Bedenken. Und eine Rechnung geht nicht auf.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Wenn Hertha BSC am Samstag, 14. Oktober gegen Schalke 04 spielt, werden wieder 70.000 Fans im Olympiastadion erwartet. Wie schon vor zwei Wochen, als die Bayern nach Berlin kamen. So voll ist es aber nicht immer, auch im Europapokal bleiben viele Plätze leer, und deshalb verfolgt der Verein seine Pläne weiter, ein eigenes Stadion zu bauen, das auch mit weniger Fans eine heiße Atmosphäre garantiert. Ein für den Fußball umgebautes Olympiastadion wäre für Hertha nur zweite Wahl.

Hertha BSC und Senat versuchen, sich zu einigen

Der Verein jetzt das Architekturbüro Albert Speer & Partner beauftragt, für eine neue Arena – in enger Nachbarschaft zum „Oly“ – mehrere Varianten zu erarbeiten, die mit dem Gartendenkmal Olympiapark verträglich sind. Der Senat wiederum hat bei Gerkan, Marg und Partner (gmp) eine Machbarkeitsstudie bestellt, die bezahlbare und ebenfalls denkmalgerechte Varianten für einen Umbau des Olympiastadions prüfen soll.

Voraussichtlich bis zum Jahresende lägen die Entwürfe beider Seiten vor, sagte Sport-Staatssekretär Christian Gaebler dem Tagesspiegel. Im Frühjahr 2018 wollen Hertha und der Senat, die seit einigen Monaten verhandeln, damit an die Öffentlichkeit gehen. „Ob es zu einem gemeinsamen Vorschlag kommt, müssen wir bis dahin abwarten“, räumte Gaebler ein.

Denkmalschutz hat „große grundsätzliche Bedenken"

Auch die Denkmalschützer haben ein Wörtchen mitzureden. Der Landesdenkmalrat Berlin hob in seiner jüngsten Sitzung die „herausragende Stellung“ des gesamten Geländes in der Geschichte des olympischen Sportstättenbaus hervor. Es stelle sich die Frage, ob es nicht als Weltkulturgut auszuweisen sei.

Gegenüber dem von Hertha BSC favorisierten Neubau äußert der Landesdenkmalrat „große grundsätzliche Bedenken“. Es würde das bestehende Stadion sowohl räumlich wie nutzungsmäßig entwerten und das Gartendenkmal Olympiagelände beeinträchtigen. Andererseits müsse auch ein Umbau dem „spezifischen Charakter und der Substanz des Olympiastadions“ entsprechen. Trotz alledem zeigen sich die Denkmalschützer gesprächsbereit.

Zeit ist genug, um miteinander zu reden. Das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Hertha BSC und Senat solle im nächsten Jahr „öffentlich breit diskutiert“ werden, kündigte Staatssekretär Gaebler an. Und über eine Finanzierung, soweit sie aus Landesmittel erfolge, müsse natürlich das Abgeordnetenhaus entscheiden.

Der Nutzungsvertrag zwischen Profiverein und Land für das Olympiastadion läuft zwar erst 2025 aus. Doch längst ist klar, dass die alte Arena im Berliner Westen bis dahin nicht umgebaut werden kann, weil sie etwa als Austragungsort der Fußball-EM 2024 benötigt wird. Bis zum Ende der Wahlperiode 2021 hat Rot-Rot-Grün auch kein Geld für große Investitionen in das Stadion eingeplant.

Ein neues Stadion scheint wahrscheinlich

Aber auch Hertha hat seine Pläne, einen Neubau mit Hilfe privater Investoren zu finanzieren, bisher noch nicht konkretisiert. Jedenfalls nicht öffentlich. Trotzdem scheint ein neues Stadion aus zeitlichen, finanziellen und politischen Gründen der aussichtsreichere Weg zu sein. Zumal die Koalitionspartner Linke und Grüne den von der SPD favorisierten Umbauplänen zulasten des Landeshaushalts äußerst skeptisch gegenüberstehen.

Der Vorstoß des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller für ein fußballgerecht optimiertes Olympiastadion sei „doch nur dummes Zeug“, hört man aus den Reihen der Grünen. Und führende Vertreter der Linken betonen, dass die Koalition wichtigere Probleme zu lösen habe.

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