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Olympiastadion: Doppelgänger in Klein

Das Berliner Olympiastadion bekommt zur Leichtathletik-WM ein Double am Pariser Platz – fürs Kulturprogramm.

Das Olympiastadion bekommt ein kleines Double, mit einer blauen Laufbahn und hohen Säulen am Eingang wie das Original. Während bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft vom 15. bis 23. August im großen Olympiastadion Athleten laufen, werfen und springen, wird in der kleinen Kopie gesungen, erzählt, getanzt und auch gekocht. Auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger findet das Kulturprogramm statt in einem dafür aufgebauten Kulturstadion.

Ein Kulturprogramm scheint inzwischen zu sportlichen Großereignissen zu gehören wie ein Maskottchen. „Wir brauchen für eine solche Veranstaltung eine Kür“, sagte Torsten Burmester, im Bundesinnenministerium stellvertretender Abteilungsleiter für Sport und widersprach damit der Einschätzung, es handele sich bei der Kultur um eine Pflicht, um einen guten Eindruck zu machen.

Die Bundesregierung stellt jedenfalls zwei Millionen Euro zur Verfügung, eingenommen hat sie die aus dem Verkauf der Sondermünze zur Leichtathletik-WM. Für 200 000 Euro wird eine Freiluftausstellung bezahlt, die Unter den Linden 60 Leichtathletikfotografien zeigt. Eine Million Euro wird in die Eröffnungsfeier am Brandenburger Tor investiert. „Am 14. August haben wir das große Event “, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. Was groß heißt, ist eine Frage der Interpretation. Den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten waren erst „Top-Acts aus fünf Kontinenten“ angekündigt worden. An einer Liveübertragung hatten sie aber kein Interesse. Heinrich Clausen, der Geschäftsführer des Organisationskomitees rechnet mit 8000 bis 10 000 Zuschauern.

Ins Kulturstadion fließen 800 000 Euro, dort findet an jedem der neun WM-Tage Programm statt, etwa Musik oder Gespräche mit früheren Idolen der Leichtathletik. Das Staatsballett will Tänzer auf die Bühne schicken, weil diese als Körperarbeiter nahe Verwandte der Leistungssportler sind. Außerdem soll es Shows geben mit Köchen von Sarah Wiener. Auch ein „Public Doing“ wird angeboten mit Speerwurfsimulator und Laufstrecke. „Wer sich nicht im Stadion aufhält, soll wissen, dass er hierherkommen kann“, sagte Wowereit.

Große Namen finden sich im Programm kaum, allenfalls Nigel Kennedy am Schlusstag. „Wir haben Platz für 5000 Leute, da wäre es Quatsch, mit großen Namen zu werben“, sagte Eric Engelbracht, der fürs Bespielen des Kulturstadion den Zuschlag in einer beschränkten Ausschreibung unter drei Agenturen bekommen hatte. Die Hälfte seins Etats geht allein für Konstruktion des Stadions, Sicherheit und sonstige Infrastruktur drauf. Er wolle keine „Fanmeile light. Und wir wollen auch nicht eine Band nach der anderen supermarktmäßig über die Bühne jagen.“

Das Programm möchte er lieber mit Künstlern aus Berlin besetzen, ein wenig kleinteilig und überraschend – so wie auch sein Engagement für die Leichtathletik-WM zustande gekommen ist. „Wir haben eigentlich nur beim Organisationskomitee angefragt, ob wir noch nebenbei etwas machen können“, sagte Engelbracht. Bisher hatte er wenig Erfahrung mit Veranstaltungen, die man als Großevents bezeichnen kann. Er hat für die Literaturwerkstatt gearbeitet und sich um Filme und Poesie gekümmert. „Dann sind wir die Leiter immer weiter hochgerutscht.“ Jetzt ist Engelbracht Chef des ganzen Projekts Kulturstadion. Friedhard Teuffel

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