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Olympische Spiele 1936: Medaillen und Machtarchitektur

Am 1. August 1936 begannen die Olympischen Spiele in Berlin. Die Bauten prägen bis heute das Stadtbild.

Nicht mal vor den Betten der Berliner machte die Inszenierung halt, mit der sich die Stadt auf die Olympischen Spiele 1936 vorbereitete. Wer aus dem Ausland nach Berlin kam, sollte Deutschland von seiner ordentlichsten und schönsten Seite sehen, so wollten es die nationalsozialistischen Herrscher. Eine makellose Fassade, um davon abzulenken, dass Deutschland dahinter für einen Krieg aufrüstete. Zur Fassadenverschönerung gehörte eine Anweisung des Polizeipräsidenten: Auf der Strecke zwischen Alexanderplatz und olympischem Gelände verbot er während der Spiele auf Balkonen und Loggien das Wäschetrocknen und „Bettensonnen“.

An diesem Montag vor 75 Jahren wurden die Olympischen Spiele eröffnet. Sie haben Berlin und sein Umland dauerhaft verändert, nicht nur für die knapp zweieinhalb Wochen der Wettkämpfe. In früheren Austragungsorten waren viele Sportanlagen nur provisorisch, sie wurden nach der Schlussfeier wieder abgebaut. Die Spiele von Berlin dagegen hinterließen zum ersten Mal ein Sportlerdorf mit festen Häusern, hinterher waren sie als Unterkünfte für das Militär verplant.

Das Olympische Dorf in Elstal erinnert an die Spiele von 1936 mit eigenen Veranstaltungen. Am Sonnabend eröffnet dort die bis zum 14. August dauernde Ausstellung „75 Jahre Olympisches Dorf – Die zwei Seiten einer Medaille“. Auch der letzte noch lebende Olympiaarzt, der 104-jährige Alfred Koch, wird dazu erwartet. Dank einer Stiftung ist in dem zwischenzeitlich stark verfallenen Dorf wieder einiges zu sehen, unter anderem die wiederhergerichtete Unterkunft des Stars der Spiele von 1936, Jesse Owens. Auch die Schwimmhalle hat ein neues Dach bekommen und kann von Sonnabend an wieder innen besichtigt werden. 4000 Sportler lebten während der Spiele im olympischen Dorf in Elstal, das die Architekten in Form einer Deutschlandkarte angelegt hatten.

Über die für die Spiele ausgebaute und ihnen reservierte Heerstraße kamen die Sportler schnell ins Olympiastadion. Es war eines von vielen Verkehrsprojekten, um das Olympiagelände zu erschließen. Zwölf Brücken wurden errichtet, und der S-Bahnhof Olympiastadion wurde so ausgebaut, dass er den Ansturm der Massen bewältigen konnte.

Von allen Bauten, die von den Spielen 1936 übrig geblieben sind, prägt das Olympiastadion das Stadtbild am stärksten. Hitler selbst hatte auf die Pläne des Architekten Werner March Einfluss genommen. Der Entwurf war ihm nicht monumental genug, weil die untere Hälfte des Stadions ins Erdreich gebaut wurde. Hitler wollte einen weiteren Tribünenring, aus Termingründen wurde er nie gebaut. Und Hitler verfügte eine andere Fassade: Statt der geplanten Konstruktion aus verkleidetem Stahlbeton entstand sie aus gehauenem Stein.

Die Propaganda, die Bespitzelungen, Einschüchterungen und Festnahmen zeigten die wahren Absichten der Nazis bei diesen Spielen, sagt der Potsdamer Sporthistoriker Hans-Joachim Teichler. Das Stadion dagegen sieht er nicht als Nazi-Gebäude. „Das war die Machtarchitektur der damaligen Zeit“, sagt er, und auch die Statuen auf dem Gelände spiegelten eher den olympischen Geist der damaligen Zeit als den faschistischen – „wenn man einmal von der Statue des grimmigen Faustkämpfers absieht“.

Fürs Olympiastadion als dem Herz der Spiele wurde auch ein Programm zum Jubiläum aufgelegt. Zunächst wird an diesem Montag um 13 Uhr das Besucherzentrum am Osttor neu eröffnet. Wenn nicht gerade Hertha BSC zu Hause spielt oder eine große Veranstaltung stattfindet, sind das Stadion und der Olympiapark täglich von 9 bis 20 Uhr für Besucher geöffnet. 300 000 Menschen besichtigen das Stadion jedes Jahr, viele kommen aus dem Ausland. Die Olympiastadion GmbH will das Jubiläum der Spiele nutzen, um auch mehr Berliner für das Stadion und seine Geschichte zu interessieren.

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