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Die Olympischen Spiele können kommen. Schließlich ist das Olympiastadions bereits olympiareif.

© dpa

Olympische Spiele 2024 in Berlin: Hin und Her um die Bewerbung

Bewirbt sich Berlin für die Olympischen Spiele 2024? Die Akteure spielen sich die Bälle zu – und lauern. Die Kosten würden durch den ökonomischen Nutzen mehr als aufgewogen, glaubt ein Wissenschaftler.

Der Senat sondiert die Lage und führt Gespräche. Informell, verlautet aus den Chefetagen der Verwaltung. Olympische Spiele sind wie ein rohes Ei. Zuviel Bewegung kann die Sache schnell platzen lassen. Im Wesentlichen wartet der Senat auf ein Startsignal aus Frankfurt am Main. Dort sitzt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Der muss sich entscheiden, ob er für die Olympischen Sommerspiele 2024 überhaupt eine deutsche Bewerbung abgeben will.

„Es gibt keinen Zeitdruck“, heißt es beim DOSB. Offiziell will man sich derzeit nicht äußern. Zu tief ist die Enttäuschung über die erneut fehlgeschlagene Bewerbung Münchens. Auch der DOSB wartet auf ein Signal, diesmal aus Berlin. Ein Signal, dass sich die Stadt die Spiele wirklich zutraut und dafür bereit ist, ins finanzielle Risiko zu gehen. Jede Bewerbung kostet rund 30 Millionen Euro, und oftmals braucht es zwei bis drei Anläufe, bis es wirklich klappt.

Für die Spiele 2024 beginnt das Bewerbungsverfahren im Frühjahr 2015. Bis dahin muss klar sein, ob eine deutsche Stadt in den Wettbewerb geht und wenn ja, mit welchem Konzept. Zwei Jahre später wird der Bewerberkreis auf wenige Kandidaten eingeschränkt, die dann eine belastbare Detailplanung vorlegen müssen. Vielleicht läuft es aber auch ganz anders, denn der neue IOC-Präsident Thomas Bach denkt über eine Reform des Bewerbungsverfahrens nach.

Volkswirtschaftlicher Nutzen wäre enorm

Nach München erscheint es den meisten Beobachtern unerlässlich, ein Referendum über die Bewerbung abzuhalten. Problem ist allerdings, dass in Berlin ein solches Instrument gar nicht zur Verfügung steht. Darauf weist Michael Efler vom Verein „Mehr Demokratie“ hin. „Ein Ratsreferendum wie in München gibt es in Berlin nicht.“ Ein Volksentscheid wäre als Alternative nur bedingt tauglich, weil zunächst die verschiedenen Stufen mit Unterschriftensammlungen zu nehmen sind, was viel Zeit kostet. Zudem sei unklar, ob ein Volksentscheid in dieser Frage verbindlich wäre, da kein Gesetz, sondern nur der politische Wille des Senats in Frage stünde.

Bei der Bewerbung für die Spiele 2000 gab es einen positiven Parlamentsbeschluss, aber kein Referendum. Die Ablehnung äußerte sich dann in zahlreichen, teils militanten Protesten. Auch aktuell sei die Stimmung mit Blick auf Olympia negativ, glaubt Gerhard Janetzky von der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Die Tagesspiegel-Online-Umfrage brachte bis Mittwochnachmittag eine Mehrheit von 63 Prozent gegen eine Bewerbung. Den „diffusen Ängsten“ müsse mit einer Aufklärungskampagne begegnet werden, sagt Janetzky. "Die Kampagne muss nach den Winterspielen von Sotschi beginnen."

Der Sportökonom Holger Preuß von der Uni Mainz ist sich sicher, dass der volkswirtschaftliche Nutzen von Sommerspielen in Berlin noch größer wäre als die von ihm errechneten 1,7 bis 3,4 Milliarden Euro für Winterspiele in München – unterm Strich, also nach Abzug der Kosten. Weil die gesamte Republik profitieren würde, sieht der Ökonom zudem ein gutes Argument, „Bundesmittel anzuzapfen“. Das Argument der Olympiagegner, die Mieten würden steigen, hält Preuß dagegen für falsch. Durch den Bau eines Olympischen Dorfes für mindestens 10 000 Athleten würde zusätzlicher Wohnraum geschaffen, der nach den Spielen den Markt entlaste. So sei das auch nach den Spielen in London geschehen. Oft würden Infrastrukturprojekte, die ohnehin gebaut werden müssten, den Kosten für Olympia zugerechnet.

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