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Berlin: Operation gelungen

10 000 sahen Liveübertragung aus dem Herzzentrum Aussetzer hatte nur die Bildtechnik.

Das sollte jedem Chirurgen zu denken geben: Das Interesse daran, was im Operationssaal geschieht, wenn man sich selbst in Narkose befindet, ist offenbar riesengroß. Das zeigte sich gestern deutlich bei der Liveübertragung einer Herzoperation auf dem Portal gesundheitsberater-berlin.de von Tagesspiegel und Gesundheitsstadt Berlin. Der unerwartet hohe Besucheransturm hat die Übertragungskapazitäten des Herzzentrums Brandenburg in Bernau, das die Bilder zur Verfügung stellte, zeitweise gesprengt. Mehr als 10 000 Menschen wollten offenbar gleichzeitig virtuell mit im Operationssaal sein.

Diese zeitweisen Aussetzer trüben ein wenig Freude darüber, dass das Gesundheitsportal binnen weniger Stunden mehr Zugriffe verzeichnen konnte, als jemals an einem ganzen Tag seit dem Start im Januar 2010. Doch für diejenigen, die die Operation, bei der ein künstliches Herz implantiert wurde, nur zeitweise oder gar nicht verfolgen konnten, gibt es eine weitere Möglichkeit. Voraussichtlich in der übernächsten Woche wird gesundheitsberater-berlin.de in Zusammenarbeit mit dem Immanuel Klinikum Bernau – Herzzentrum Brandenburg Aufzeichnungen der gestrigen Liveübertragung zeigen können.

Wie geht es eigentlich einem Arzt, dem tausende Menschen bei der Operation quasi über die Schulter schauen? „Wenn man viel Erfahrung mit dem Eingriff hat und sich deshalb ausreichend sicher fühlt, kann man auch in so einer Ausnahmesituation die nötige Ruhe und Konzentration bewahren“, sagt Christian Butter, Chefarzt der Kardiologie des Bernauer Krankenhauses. Er und sein Team reparierten am Sonnabend live mit einem Herzkatheter eine undichte Herzklappe. Ungewöhnlich sei die Situation aber auch für erfahrene Ärzte, sagt Butter. Man könne sich nicht ganz so ungezwungen mit seinen Kollegen im Raum austauschen. Wenn solche Gespräche übertragen würden, komme schnell in der Öffentlichkeit der Eindruck von Unsicherheit auf, obwohl es sich doch nur um einen üblichen Austausch über den optimalen nächsten Arbeitsschritt handele. Und sicher gebe es auch Grenzen für Livebilder. „Wenn eine Situation lebensbedrohlich für den Patienten wird, müssen die Kameras raus, einfach deshalb, damit sich das Team voll konzentrieren kann, das Richtige zu tun.“ Ingo Bach

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