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Berlin: Opposition rügt Feuerwehr-Spitze

PDS, Grüne und die Sozialdemokraten vermissten auch nach zweistündiger Debatte noch schlüssige Erklärungen, Mut zur Selbstkritik bei der Feuerwehrführung und eine Entschuldigung bei den Leidtragenden des Debakels in der Millenniumsnacht. Nur die CDU sowie ihr Innensenator Eckhart Werthebach sprachen gestern im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses den Brandschützern ihr Vertrauen aus und erklärte, sie könnten kein fehlerhaftes Verhalten erkennen.

PDS, Grüne und die Sozialdemokraten vermissten auch nach zweistündiger Debatte noch schlüssige Erklärungen, Mut zur Selbstkritik bei der Feuerwehrführung und eine Entschuldigung bei den Leidtragenden des Debakels in der Millenniumsnacht. Nur die CDU sowie ihr Innensenator Eckhart Werthebach sprachen gestern im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses den Brandschützern ihr Vertrauen aus und erklärte, sie könnten kein fehlerhaftes Verhalten erkennen. Ein derartiges Versagen der Computer sei nach menschlichem Ermessen nicht vorhersehbar gewesen. Und Feuerwehrchef Albrecht Broemme bemühte sich zum wiederholten Male, die aus seiner Sicht fatale "Verkettung unglücklicher Pannen" zu erläutern, die letzlich zum Chaos der Retter zu Silvester führten.

Weshalb die Alarmierungscomputer der zentralen Leitstelle kurz nach 24 Uhr versagten und ein heilloses Durcheinander im Rettungsdienst erzeugten, sei noch immer nicht bis in jede Einzelheit geklärt, sagte Broemme. Die Wehr wolle aber "alles lückenlos aufzuklären". Wie berichtete wurden Rettungs- und Löschfahrzeuge wegen des Versagens der Elektronik nicht alarmiert, obwohl sie einsatzbereit auf der Wache standen und Hilfe dringend nötig war.

Wie es zu einem solchen Durcheinander kommen konnte, darüber gingen die Ansichten gestern im Ausschuss auseinander: Opposition und SPD vermuteten Mängel bei der Vorbereitung und Fehlentscheidungen nach dem Computercrash. SPD-Mann Lorenz: "So etwas darf einfach nicht passieren. Wir brauchen sichere Rettungssysteme, die nicht alleine von der Funktionsfähigkeit eines EDV-System abhängig sind." CDU-Sprecher Roland Gewald hielt dagegen, es gebe Notsituationen, "die trotz bester Vorbereitung einfach mal vorkommen können". Wer die Vorteile moderner Technik nutzen wolle, könne eine Abhängigkeit von ihr nicht gänzlich vermeiden.

Aus Sicht der Opposition war es beispielsweise eine Fehlentscheidung von Landesbranddirektor Broemme, dass er keinen EDV-Experte der Firma Bull nach Mitternacht in der Leitstelle stationiert habe. Tatsächlich waren die Vertreter von Bull, die Berlins Alarmsystem entwickelten, nur abrufbereit und eilten erst nach dem Crash herbei. Broemme konterte, die Panne sei äußerst ungewöhnlich gewesen und so schnell eingetreten, dass sie auch ein Bull-Spezialist kaum hätte aufhalten können. Überzeugen konnte er seine Kritiker nicht.

Dafür nahm er dem Vorwurf die Grundlage, man habe Verstärkungskräfte aus Brandenburg nicht ausreichend in Berlin eingesetzt. Broemme konterte, das sei gar nicht möglich gewesen, weil die brandenburgischen Gemeinden ein entsprechendes Ansinnen der Berliner Wehr abgelehnt hätten. "Die wollten ihre Retter für sich behalten."

CS

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