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Berlin: Opus Dei kämpft für ein eigenes Gymnasium

Umstrittene katholische Laienorganisation erweitert Präsenz in Berlin und beantragt Schule

Nicht nur Scientology hat den Sitz in der Hauptstadt ausgebaut. Auch Opus Dei, eine als autoritär und konservativ geltende Laienorganisation der katholischen Kirche, erweitert ihre Präsenz in Berlin. Die Männerabteilung der Personalprälatur hat einen neuen Standort in der vornehmen Dahlemer Bismarckallee bezogen, zuvor wohnten die Männer in der Kreuzberger Möckernstraße. Für die Frauenabteilung suche man noch größere Räume, heißt es bei Opus Dei. Kritiker sehen seit zehn Jahren eine verstärkte Tätigkeit von Opus Dei in der Hauptstadt.

Nach eigenen Angaben hat Opus Dei in Deutschland 600 Mitglieder, in Berlin 30. Dazu kämen in der Hauptstadt bis zu 100 „Sympathisanten“. 20 von ihnen haben eine Elterninitiative gegründet und beim Brandenburger Bildungsministerium die Errichtung eines Knabengymnasiums beantragt. Die Schule soll im Bornstedter Feld in Potsdam eröffnet werden, später soll noch ein Mädchengymnasium hinzukommen, sagt Christoph Rüssel, der Vorsitzende der Elterninitiative. Der Antrag werde geprüft, heißt es im Bildungsministerium in Potsdam. Einem Knabengymnasium stehe allerdings das Brandenburger Schulgesetz entgegen, das koedukative Erziehung festschreibe. „Wenn der Antrag abgelehnt wird, werden wir klagen“, sagt Rüssel. Das Grundgesetz erlaube Eltern, Schulen zu gründen, wenn sie gleichwertig wie staatliche Schulen sind. Ob Kinder getrennt oder gemeinsam erzogen werden, spiele dabei keine Rolle.

Das Gymnasium soll allen Kindern offen stehen, unabhängig von ihrer Konfession. Protestantische Kinder sollen eigens von protestantischen Pfarrern im Fach Religion unterrichtet werden. Kritiker werfen Opus Dei vor, sich nach außen offen zu geben, nach innen aber autoritäre Strukturen zu pflegen. So würden blinder Gehorsam gepredigt und Minderjährige indoktriniert. Opus-Dei-Gründer Josemaría Escrivá hatte seinen Anhängern in seinem Hauptwerk „Der Weg“ mitgegeben: „Gehorcht, wie ein Werkzeug in der Hand des Künstlers gehorcht, das nicht danach fragt, warum es dies oder jenes tut.“ In anderen Texten ist von „körperlichen Züchtigungen“ die Rede.

Das geplante Gymnasium könnte Zulauf haben. Er kenne viele Eltern, die anfragten, ob das Erzbistum Berlin eine Schule im Südwesten der Stadt gründen könne, sagt ein Bistums-Sprecher. Das Bistum könne sich dies aber nicht leisten.

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