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Die Gedenkstätte Sachsenhausen - hier das Haupttor mit der zynischen Inschrift "Arbeit macht frei" - zieht wie auch die anderen Orte der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten immer mehr Besucher an.

© Patrick Pleul/pa/ dpa

Oranienburg schreibt Franz-Bobzien-Preis aus: Im Namen von Demokratie und Toleranz

In Oranienburg hat der Gedanke von Demokratie und Toleranz aus historischen Gründen einen ganz besonderen Stellenwert. Nun wird bereits zum vierten Mal der Franz-Bobzien-Preis ausgeschrieben, der an Projekte vergeben wird, die diesen Werten verpflichtet sind.

Von Matthias Schlegel

Die Stadt Oranienburg, die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen schreiben zum vierten Mal den Franz-Bobzien-Preis für Demokratie und Toleranz aus. Damit werden Projekte ausgezeichnet, die sich in besonderem Maße der Stärkung der Demokratie widmen, mit Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit auseinandersetzen und zur historisch-politischen Bildung beitragen. Bewerben können sich Vereine und Initiativen, Schulen, sonstige Bildungseinrichtungen sowie Einzelpersonen aus Berlin und Brandenburg.

Franz Bobzien (1906 - 1941)
Franz Bobzien (1906 - 1941)

© Brandenburgische Gedenkstätten

In der Ausschreibung heißt es weiter: "Besondere Beachtung erhalten Projekte, bei denen es gelingt, die historische Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Deutschland und das gegenwärtige Engagement für eine demokratische Gesellschaft miteinander zu verknüpfen. Sie sollen auf ein tolerantes Miteinander in einem geeinten Europa abzielen, das seine Schlussfolgerungen aus den Kriegen und Konflikten des 20. Jahrhunderts gezogen hat."

Der Gedanke von Demokratie und Toleranz hat in Oranienburg einen besonderen Stellenwert. Der Name des Ortsteils Sachsenhausen steht weit über Deutschland hinaus für eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Im dortigen Konzentrationslager waren bis 1945 etwa 200 000 Menschen inhaftiert, von 1938 an befand sich dort auch die Verwaltungszentrale der SS für sämtliche Konzentrationslager. Nach 1945 wurden auf dem Gelände 60 000 Menschen im sowjetischen Speziallager interniert.

Der Preis wird im April 2016 anlässlich des 71. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers in der Orangerie im Schlosspark Oranienburg überreicht. Benannt ist die Auszeichnung nach Franz Bobzien, einen Lehrer aus Hamburg, der nach aktivem Widerstand gegen das NS-Regime von 1938 an in Sachsenhausen inhaftiert war. Er engagierte sich unter schwierigsten Bedingungen und ständiger Lebensgefahr für jugendliche Mitgefangene vor allem aus Polen, die er in dem Lager heimlich unterrichtete. 1941 kam Bobzien bei Bombenräumarbeiten in Berlin ums Leben.

Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert. Die Zweit- und Drittplatzierten erhalten Sachpreise. Schirmherr ist Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke. Der Tagesspiegel ist Medienpartner. Eine Jury wird die eingereichten Beiträge bewerten und die Gewinner sowie die weiteren Platzierten ermitteln.

Im Vorjahr ging der Preis an Schüler der Jahrgangsstufe 9 der 7. Integrierten Sekundarschule in Berlin-Tempelhof. Sie hatten gemeinsam mit gleichaltrigen Mädchen und Jungen aus Zgorzelec, dem polnischen Teil der Grenzstadt Görlitz, die Namen der sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Lager Stalag VIII A im sächsischen Görlitz ums Leben kamen, dokumentiert. Sie forschten den Biografien nach, prägten die Namen in Ziegel, die sie in einer Feierstunde auf dem Lagergelände niederlegten.

Bewerbungsformulare gibt es auf der Homepage www.oranienburg.de unter „Aktuelles/Franz-Bobzien-Preis“. Sie können es sich auch zusenden lassen unter der Adresse: Stadt Oranienburg, Der Bürgermeister, Schlossplatz 1, 16515 Oranienburg.

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