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Berlin: Ordentlich gefeiert

Wie stehen die Aktien in dem neuen Goya-Club an einem normalen Partytag? Eines steht fest: Berlins Nachtschwärmer müssen sich umgewöhnen

Die Türsteherinnen gucken freundlich und lächeln. Sie lassen die Gäste nicht in der Kälte bibbern, sondern öffnen sogleich die Kordel am Eingang. Sie begrüßen die Besucher mit einem netten „Hallo“ und wünschen ihnen „einen schönen Abend“. Dabei sind es nicht die Aktionäre des neuen Goya-Clubs, die Einlass begehren, sondern einfache Partygänger, die hier feiern wollen. 10 Euro kostet der Eintritt – zuvorkommende Behandlung an der Tür inklusive. Nachtschwärmer sind da ganz anderes gewohnt.

Es ist Samstagnacht kurz nach 1 Uhr, und im Inneren des Clubs tummeln sich die Gäste auf den Balustraden und der Tanzfläche. Es sind etwa 400 Menschen, die sich über den hellen, weitläufigen Raum verteilen. Es ist zwar nicht brechend voll, aber doch angenehm gefüllt. Während sich an anderen Orten um diese Uhrzeit die ersten Partygänger erst langsam vor den Türen versammeln, um allmählich in den Abend zu starten, ist hier die Party schon in vollem Gange. Im vorderen Teil des Raumes steht auf einer kleinen Kanzel ein DJ und legt eine treibende Mischung aus orientalischen Beats, lateinamerikanischen Rhythmen sowie indischen Bhangra-Klängen auf. Vor allem die Frauen tanzen ausgelassen. Eine Frau steht später in der Nacht sogar barfuß auf der Tanzfläche.

Nein, mit dem um Coolness und Lässigkeit bemühten Image anderer Clubs in Kreuzberg, Mitte oder Prenzlauer Berg hat das Goya nicht viel zu tun. Das liegt vermutlich nicht nur am eleganten Interieur, sondern auch an den Besuchern. Von Anzug tragenden Herren mit grauen Schläfen, über Mädchen in engen Jeans und hochhackigen Stiefeln bis hin zu unscheinbaren Typen in Rollkragenpullovern ist hier alles vertreten. Man könnte das Ganze als die viel beschworene bunte Mischung bezeichnen. Um eine bestimmte Zielgruppe scheint sich Betreiber Peter Glückstein offenbar keine Gedanken gemacht zu haben: Ins Goya kommt, wer einen Abend lang Spaß haben will. Nicht umsonst lautet das Motto des Clubs „Berlin geht wieder aus“.

Eine, die an diesem Abend Spaß haben will, ist Wiebke Rösner aus Wilmersdorf. Die 38-jährige Verwaltungsangestellte mit dem rot gefärbten Kurzhaarschopf ist bereits zum zweiten Mal im Goya, diesmal in Begleitung ihrer Freundin. Den beiden Frauen, die sonst gelegentlich ins „Havanna“ gehen, gefallen die Musik und die Architektur. „Außerdem finde ich es gut, dass es in Berlin endlich auch mal einen Club für über Dreißigjährige gibt“, sagt Wiebke Rösner und nippt dabei an einem Daiquiri. Zudem ist sie überrascht vom „sagenhaft“ guten Service des grau uniformierten Personals. Diesen Umstand wiederum findet Ralph Wiechert „gewöhnungsbedürftig“. Der 31-Jährige ist mit seiner Freundin Anja zum ersten Mal im Goya, weil er „soviel darüber in den Medien gehört“ hat. Wiechert und seine Freundin wohnen in Prenzlauer Berg und würden vermutlich in einem Mitte-Club nicht weiter auffallen. Sie stehen am Rand der Tanzfläche, beobachten die anderen Besucher und „wissen noch nicht, wie wir’s finden sollen“. Auf jeden Fall sei das Goya aber eine „interessante Alternative fürs Nachtleben“. Allerdings finden sie die Preise ein bisschen zu happig. Der Mojito kostet 9,50 Euro, das Bier 3 Euro, eine Flasche Champagner bis zu 800 Euro.

Die Preise im Goya spielen keine Rolle für Branko, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. Der 22-Jährige, der sonst regelmäßig ins „40 Seconds“ geht, war mit seinen Freunden schon zum Eröffnungsabend gekommen. Noch steht der Kroate auf der Balustrade, hält ein Bier in der Hand und blickt hinunter auf die tanzende Menge. Später wolle er auch tanzen und „mal sehen, was noch passiert“. Er wird sich damit allerdings etwas beeilen müssen, denn im Goya gehen die ersten Gäste bereits kurz nach halb drei nach Hause und die Menge lichtet sich. Auch so eine Sache, an die sich die Berliner Nachtschwärmer erst noch gewöhnen müssen.

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