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Oster-Touristen: Raus aus den Federn

Wetter durchwachsen, Berlin trotzdem voll: Die Stadt lockt Ostern die Touristen zu Millionen an. Und hier kann man viel erleben.

Ostern – Fest der Frühlingsgefühle. Hohe Zeit, den Winter auszutreiben mit Feuern und Strohpuppen, wie es die alten Germanen taten. Klingt gut – aber von wegen: Das Tief Ivonne hat uns zumindest am Sonnabend die Osterfreuden vermiest. In Britz wirbelten am Nachmittag Schneeschauer vom trüben Himmel, schwarze Wetterwände bauten sich in Berlin auf, es graupelte und regnete und schon frühmorgens verkündeten die Moderatoren im Radio: „Zieht Euch warm an!“

Doch es gibt auch eine gute Osternachricht. Marcus Boljahn vom Berliner Wetterdienst Meteogroup formuliert es vorsichtig so: „Am Ostersonntag wird es nicht unfreundlich.“ Mehr Sonne, überwiegend trocken. Das sind die Aussichten, mit denen er all jenen Mut macht, die ihre bunt gefärbten Ostereier unbedingt im Freien verstecken wollen. Wasserfeste Farben sind dafür also nicht notwendig, aber Schals und Mützen. Boljahn: „Für die Jahreszeit bleibt es mit 7 Grad Celsius deutlich zu kühl.“ Den rund 400 Ostermarschierern, die bereits am Sonnabend durch Mitte liefen und die US-Botschaft umzingelten, machte das nichts aus. Dick eingemummelt forderten sie ein Ende der Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Ostern steht dieses Jahr sehr früh im Kalender. 2011 war der Ostersonntag am 24. April und schon deshalb viel wärmer. Den Ansturm der Ostertouristen auf Berlin hat dies aber keineswegs ausgebremst, für sie ist die Stadt das Gelbe vom Ei. „Zwei Millionen Gäste sind über die Feiertage hier“, freut sich Christian Tänzler von Visit Berlin. Die Stadt ist aus Tänzlers Sicht ein „Allwetterziel“. Die Stadt biete drinnen wie draußen so viele Attraktionen, „dass die Meteorologie bei den Buchungen keine große Rolle mehr spielt.“

In den Hotels sind die Rezeptionen dicht umlagert. „Full house“ verkündet der Concierge im Adlon am Pariser Platz. „Berlins Herbergen sind sehr gut belegt“, sagt auch Hans Eilers vom Hotel- und Gaststättenverband. Traditionell kommen an Ostern viele Familien in die Stadt, Eilers hat deshalb in seinem Savoy-Hotel in der Fasanenstraße extra ein Ostereiersuchen im Garten organisiert.

Schlecht ist die Stimmung allerdings bei den Schaustellern auf dem Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm. Dort wird bis zum 22. April das 42. Frühlingsfest gefeiert, aber Kälte und Regen halten Jahrmarktsgäste fern. Auch im Britzer Garten oder den Gärten der Welt sind die Besucherzahlen nach dem Frühlingsglück, das Berlin im März erlebte, zurückgegangen. „Verhalten, sehr verhalten“, klagt auch eine Sprecherin der Reederei Riedel übers maritime Ostergeschäft. Und all die Wirte, die ihre Biergärten herausgeputzt haben, sind gleichfalls frustriert. Die Museen profitieren dagegen vom trüben Wetter. „Rappelvoll, wir werden gestürmt,“ heißt es im Neuen Museum.

Zumindest am Ostermontag sollten Ausflügler noch mal einen Museumstag einplanen. Eine neue Regenfront ist dann angesagt. Erst ab Dienstag soll sich die Sonne wieder im Wechsel mit Schauern zeigen. „Typisch April eben“, sagt Meteorologe Marcus Boljahn – und hat noch ein Bonbon parat. Auf dem Thermometer geht’s in der kommenden Woche kräftig aufwärts, bis zu 15 Grad Celsius.

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