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Ostkreuz: Kampf um die Nachtruhe

Die Umweltbehörde entscheidet heute, ob am Ostkreuz auch zu später Stunde wieder gebaut werden darf. Sollte die Umweltverwaltung entscheiden, dass weitergebaut wird, dann will ein kämpferischer Anwohner vor das Verwaltungsgericht ziehen und eine Eilentscheidung über einen erneuten Baustopp erwirken - wenn möglich.

Heute wird sich entscheiden, ob die Bahn ihre nächtlichen Bauarbeiten am Ostkreuz fortsetzen kann. Die Senatsumweltverwaltung wird bis dahin geprüft haben, ob sie den Sofortvollzug der Arbeiten anordnen kann. Die Bahn hofft darauf, noch direkt am Abend wieder loslegen zu können. Auch für das Wochenende hat sie nächtliche Arbeiten eingeplant. Die Entscheidung konnte nach Angaben von Verwaltungssprecherin Marie-Luise Dittmar nicht früher getroffen werden, da der entsprechende Antrag der Bahn nicht vollständig vorgelegen hatte.

Wie berichtet, hatte das Verwaltungsgericht vergangenen Freitag in einer einstweiligen Verfügung die geplanten nächtlichen Abbrucharbeiten an einer Brücke untersagt. „Der Baustopp verzögert den Ablauf, verteuert die Kosten, beeinträchtigt die Fahrgäste“, sagt ein Bahnsprecher.

Bewirkt hat ihn Anwohner Jürgen Freymann, der gegen den nächtlichen Lärm vor Gericht gezogen war. Sollte die Umweltverwaltung heute den Sofortvollzug beschließen, wird er auch dagegen vor dem Verwaltungsgericht vorgehen. Ob ein Gericht noch am selben Tag in einer Eilentscheidung über einen erneuten Baustopp beschließt, hängt nach Auskunft von Freymanns Anwalt Philipp Heinz davon ab, ob die Anordnung der Verwaltung frühzeitig am Tag kommt. Freymann wohnt 150 Meter entfernt von der Baustelle in einem ausgebauten Dachgeschoss in der Neuen Bahnhofstraße. Er vertritt die Betroffenenvertretung Traveplatz/Ostkreuz. „Hier geht es nicht nur um ein paar Wochenenden“, sagt Freymann, der selbst Bauingenieur ist. Er und seine Mitstreiter möchten sich mit der Bahn vielmehr darauf einigen, wie die Bauarbeiten so gestaltet werden können, dass die Anwohner nicht zu stark belastet werden. Die Arbeiten verhindern wolle man nicht. „Wir müssen aber noch jahrelang mit der Baustelle leben“, sagt Freymann.

Nach den Planungen der Bahn werden die Arbeiten am Ostkreuz erst 2016 abgeschlossen sein. Die Lärmbelästigung seit der ersten Genehmigung Ende Mai sei enorm gewesen. Vor allem schwere Rammen und Hämmer seien im Einsatz gewesen, sagt Freymann. Er kritisiert auch, dass die Bahn die Anwohner nur schlecht und nicht rechtzeitig informiert.

Für nächtliche Bauarbeiten müssen Ausnahmegenehmigungen bei der Senatsumweltverwaltung beantragt werden. Sie kann zusätzliche Auflagen erteilen. So hat die Umweltverwaltung vorgeschrieben, den Bewohnern Ausweichquartiere in Hotels zur Verfügung zu stellen. Auch für dieses Wochenende hat die Bahn über 150 Zimmer reserviert. Laut Anwohner Freymann liegt der nächste Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung für die Nachtarbeiten in den kommenden 13 Wochen schon vor. Sigrid Kneist

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