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Berlin: Oswalds Woche: Vorsicht, Genussfeinde

Klaus Wowereit raucht der Kopf. Wer so viel arbeiten muss, kann es nicht vertragen, wenn andere stören.

Klaus Wowereit raucht der Kopf. Wer so viel arbeiten muss, kann es nicht vertragen, wenn andere stören. Gestört fühlt sich der Regierende Bürgermeister vor allem durch Raucher, weshalb er im Senats-Sitzungssaal ein Tabakverbot erließ. Wowereit, sonst durchaus kein Spaßverderber, kennt da kein Pardon. "Ich bin der Meinung, dass Rauchen der Konzentration abträglich ist", sagte er. Das stimmt zwar nicht, aber was der Chef sagt, gilt. Kultursenatorin Adrienne Goehler stellte einen Aschenbecher auf den Rathaus-Balkon, für alle Fälle. Die erste, die den Balkon während der Senatssitzung aufsuchte, war Gabriele Schoettler - die Gesundheitssenatorin. Wer sich so umtriebig um die Gesundheit anderer kümmert, darf das. Adrienne Goehler, eine passionierte Raucherin, verzichtete dagegen. Es unterbricht eben die konzentrierte Atmosphäre, wenn die Kultursenatorin den Raum verlässt. Als Eberhard Diepgen noch Regierender Bürgermeister war, gab es kein Rauchverbot. Diepgen rauchte Pfeife. Brechen jetzt unter Wowereit genussfeindliche Zeiten an? Die vom Senat geplante Gebühr für Lokale, die an lukrativen Stellen ihre Tische ins Freie stellen, lässt Schlimmes ahnen. Andererseits gäbe es dann weniger Lokale, vor denen man sitzen kann und diejenigen, die übrigbleiben, sind dann schön überlaufen, turbulent, laut und wichtig. Was ist schlimmer, als eine halbleere Kneipe mit drei verloren dreinblickenden Touristen davor? Nichts gegen Touristen, aber die müssen dann halt drin sitzen. Verkehrssenator Peter Strieder begründet die Pläne mit größerer Gerechtigkeit. Wenn der Chef das sagt, wird es ja wohl stimmen. Aber der Senat hat die Rechnung wohl ohne den Berliner Wirt gemacht. Der protestiert. Obwohl er doch, anstatt zu protestieren, unter Hinweis auf die Gebühren die Preise kräftig erhöhen könnte. Aber wahrscheinlich geht dann das gleiche Theater los wie bei den Tankstellen, und die Leute rennen dort hin, wo das Bier zwei oder drei Pfennige billiger ist.

Oder sie gehen dort hin, wo Ariane Sommer auftritt. Das Party-Girl braucht neue Auftrittsgelegenheiten, seit der Nachrichtensender n-tv sich von ihr getrennt hat. Zuletzt sah man fast nur noch Fotos von ihr, wie sie ihre Beine spreizt, oder sich mit der Porno-Queen Dolly Buster zeigt. Glaubt man den vielen gehässigen Kommentaren über Sommer, ist ihre berühmte Viertelstunde abgelaufen. Aber man weiß ja nie. In Berlin gibt es schließlich nicht viele Frauen wie sie. Außerdem sollte man nicht immer schlecht von ihr reden. Frau Sommer raucht beispielsweise nicht. Vielleicht sollte Wowereit sie in seine Senatsmannschaft aufnehmen. Damit sich in den Sitzungen die Konzentration erhöht.

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