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Einsteigen, bitte, Zug fährt ab. Nächster Halt: Rosenheim. Foto: dpa

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Berlin: Out of Rosenheim

Bayern wirbt Lokführer ab.

Personalmangel hin oder her: Wenn’s eng wird, hilft man sich bei der Bahn auch gegenseitig. Und so schickt der Bereich Nordost des Konzerns jetzt vier Mitarbeiter zur Aushilfe nach Bayern – je zwei Triebfahrzeugführer und Kundenbetreuer im Nahverkehr, früher Schaffner genannt. Der Freiwilligendienst wird gut belohnt; in Bayern erhalten die Berliner und Brandenburger einige hundert Euro mehr als hier.

Die Bayern seien kurzfristig in die Bredouille geraten, sagte eine Bahn-Sprecherin. Weil der Konzern dort den Auftrag für den Betrieb auf Strecken rings um Rosenheim verloren hat, seien Mitarbeiter, die dann ihren Job loswerden, bereits jetzt zum künftigen Betreiber Veolia gewechselt, der den Betrieb im Dezember übernimmt. So fehlte jetzt das Personal für die noch vorhandenen Aufgaben. Nach einem Hilferuf aus Bayern habe man unter den Mitarbeitern nach Freiwilligen gesucht, die für einige Monate nach Bayern gehen. Und sie gefunden. Im Dezember kehren sie dann in die Heimat zurück. Ein gegenseitiges Abwerben von Mitarbeitern gebe es im Konzern nicht, sagte die Sprecherin.

Anders gehen dagegen die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) vor. Sie haben in Deutschland per Inseraten und Plakaten gezielt nach Fahrdienstleitern gesucht, von denen es auch in Deutschland zu wenig gibt. Nicht erst seit den Zugausfällen durch fehlende Stellwerker in Mainz. Auch in Berlin sind schon mehrfach Fahrten ausgefallen, weil Stellwerke kurzfristig nicht besetzt werden konnten, vor allem bei der S-Bahn.

Der Erfolg sei allerdings „mäßig“ gewesen, sagte SBB-Sprecher Christian Ginsig auf Anfrage. Die Arbeit werde zwar gut bezahlt und es gebe zusätzlich eine Jahresfreikarte für das gesamte SBB-Netz, doch die Hürden bei einem Wechsel von Deutschland in die Schweiz sind hoch. Innerhalb von zwei Jahren müssten die Neuen eine der beiden anderen Sprachen der Schweiz, Französisch oder Italienisch, sprechen. Im vergangenen Jahr suchten die Baseler Verkehrsbetriebe per Inserat „Bus-Chauffeure und Bus-Chauffeusen“ – auch in Berlin. Massenbewerbungen gab es nicht.

Das Abwerben von Fachpersonal beschränkt sich nicht nur auf den Verkehr. Andere Bundesländer waren in der Vergangenheit auch hinter Berlins Lehrern und Polizisten her. Klaus Kurpjuweit

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