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Pandemie: Schweinegrippen-Risiko bei Leichtathletik-WM

Die Gesundheitsverwaltung bereitet sich auf steigende Ansteckungszahlen vor. Erneut wurden sechs Abiturienten auf einer Spanienreise infiziert.

Der spanische Küstenort Lloret de Mar ist derzeit für viele Berliner Abiturienten ein beliebtes Reiseziel, um das Ende der Schulzeit zu feiern. Für etliche von ihnen endet der Aufenthalt nun mit Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit –  und das nicht, weil sie zu viel Alkohol getrunken, sondern weil sie sich mit dem Schweinegrippevirus infiziert haben.

Sechs weitere Lloret-Urlauber sind nach ihrer Rückkehr positiv auf das H1N1-Virus getestet worden, vermeldete die Gesundheitsverwaltung am Freitag. Schon in den vergangenen Tagen brachten mehrere Erkrankte das Virus von dort mit. Insgesamt gibt es neun neue Fälle, einer der Betroffenen war von einer Englandreise zurückgekehrt, zwei weitere haben sich in Deutschland infiziert. Die Männer und Frauen sind zwischen 18 und 24 Jahre alt. Mittlerweile sind 45 Berliner an der Schweinegrippe erkrankt.

Die Zahl der positiv getesteten Verdachtsfälle wird sich in wenigen Wochen vermutlich noch deutlich erhöhen. Am 15. August beginnt die Leichtathletik-WM, zu der mehrere hunderttausend Besucher aus der ganzen Welt erwartet werden. „Sicherlich wird der ein oder andere das Virus mitbringen, Menschenmassen begünstigen eine Verbreitung“, sagt Jörg Hofmann, Leiter der Virusdiagnostik an der Charité.

In Vorbereitung darauf trifft Berlin derzeit Vorkehrungen. Die Koordinierung läuft über die Gesundheits-, Innen- und Sportverwaltung. So werden die Laborkapazitäten erhöht, denn bereits jetzt werden täglich mehrere Dutzend Proben untersucht. Während der Leichtathletik-WM wird mit einem erhöhten Probenaufkommen zu rechnen sein, sagt Jörg Hofmann, und wo mehr getestet wird, gibt es auch mehr bestätigte Fälle. Deshalb wurde das Grippemittel Tamiflu vorrätig angeschafft. Auch das Berliner Organisationskomitee der Leichtathletik-WM ist auf den Notfall vorbereitet. „Es gibt einen Stufenplan, der mit der Gesundheitsverwaltung, den Amtsärzten sowie dem medizinischen Komitee des Leichtathletikverbandes abgestimmt ist“, heißt es. Einzelheiten würden nicht bekannt geben. Organisationskomitee und WM-Helfer seien umfassend über Hygienemaßnahmen unterrichtet worden.

Und auch an den Flughäfen gelten besondere Verhaltensregeln: Wenn an Bord einer Maschine ein Passagier Symptome der Schweinegrippe aufweist, muss der Pilot das Flugzeug nach der Landung an einer entlegenen Stelle parken. Der Betroffene wird abgeholt und in ein Krankenhaus gebracht. Alle anderen Reisenden müssen ihre Kontaktdaten hinterlassen, damit sie bei Bedarf erreichbar sind.

Dass das Virus innerhalb der nächsten Wochen mutiert und sich verändert, weil so viele Menschen aus der ganzen Welt zusammenkommen, ist nicht zu befürchten. „Die Gefahr ist eher, dass sich das Virus mit einem saisonalen Influenzavirus paart und einen neuen Erreger hervorbringt. Das könne im Herbst passieren, sagt Virusdiagnostiker Jörg Hofmann.

Ab Herbst werden sich rund eine Million Berliner gegen die Schweinegrippe impfen lassen können. Die Gesundheitsverwaltung hat zwei Millionen Dosen des Impfstoffes bestellt. Weil die Impfung in einem zeitlichen Abstand von fünf Wochen zweimal verabreicht werden muss, kann sich etwa jeder dritte Berliner impfen lassen. Vorgezogen werden kann die Impfung in Hinblick auf die Leichtathletik-WM nicht, weil der Impfstoff wohl erst im September produziert wird.

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