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Kräne vor blauem Himmel.

© dpa/picture-alliance

Panik in Pankow: Plattenbau-Mieter wollen Neubauten verhindern

1.500 neue Wohnungen sollen in der Michaelangelostraße in Pankow entstehen. Bebaut werden sollen unter anderem Parkplätze, zum Ärger der Anwohner. Der Stadtrat Jens-Holger Kirchner wehrt sich gegen die Bürgerproteste.

Dumm gelaufen, die Sache mit der Bürgerbeteiligung. „Wir haben das aus der Presse erfahren“, sagt Mario Palm von der Wohnungsbaugenossenschaft Zentrum. „Das hat uns wie der Blitz getroffen.“ Am vergangenen Donnerstag entlud sich die Energie dieses Einschlags im Ausschuss für Stadtentwicklung und Grünanlagen in Pankow. Statt zehn oder 20 Besucher wie sonst kamen 350 aufgebrachte Bürger. Mindestens.

Nur wenige von ihnen schafften es in den überfüllten Sitzungssaal. Der Tagesordnungspunkt „Wettbewerbsergebnis Michaelangelostraße“ musste vertagt werden. Bewohner des Plattenbau-Kiezes protestierten gegen den geplanten Bau von 1.500 Wohnungen auf Grünflächen und Parkplätzen in ihrem Quartier. 700 Stellplätze sollen nach dem prämierten Entwurf des Architekten Frank Görge wegfallen. Die Mieter hatten das Gefühl, es werde über ihre Köpfe hinweg geplant und entschieden.

Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) versuchte vergeblich, die aufgebrachte Menge zu beschwichtigen. Dass er Bauplanungen ohne Anhörung der Betroffenen durchsetzen wolle, weist er zurück. Die Michaelangelostraße sei als Potenzialfläche für Wohnungsbau im Stadtentwicklungsplan Wohnen des Senats ausgewiesen, darüber habe es in der BVV und außerhalb viele Diskussionen gegeben. Den städtebaulichen Wettbewerb habe schließlich der Senat auf den Weg gebracht. „Solange der läuft, gilt die Verschwiegenheitspflicht.“ Im Übrigen sei der Plan, neue Wohnungen zu bauen, ursprünglich von der Wohnungsbaugenossenschaft selbst gekommen.

Kirchner muss sich oft mit Anwohnern auseinandersetzen

Das wird von Mario Palm anders dargestellt. Die Genossenschaft habe ein wesentlich kleineres Bauprojekt angeregt: „zwei Querriegel für altersgerechtes Wohnen sowie Abriss und Neubau eines Ärztehauses“. Der Bezirk habe mitgeteilt, dass es mit dem vorhandenen Baurecht schwierig werden würde, das Projekt aber in ein Wettbewerbsverfahren aufgenommen werden könne. Mit dem bekannten Ergebnis.

Kirchner hat sich schon öfter mit zornigen Anwohnern auseinandersetzen müssen. Beim Umbau der Kastanienallee kritisierten Bewohner vor allem aus der Club- und Kreativszene, die Straße werde glattgebügelt. Kirchners Idee, den Helmholtzplatz für ein E-Mobility-Experiment vier Wochen lang zu sperren, wurde gleich vom Bezirksbürgermeister selbst kassiert, mit dem Argument, die Bürger müssten vorher gefragt werden.

Kirchner will die Diskussion in der repräsentativ gewählten BVV nicht zugunsten der Betroffenen vernachlässigen. Der zuständige BVV-Ausschuss müsse noch vor der Öffentlichkeit über Bauplanungen informiert werden.

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