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kinder spielplatz

© Kai-Uwe Heinrich

Pankow: Spielend leicht verbessern

In Pankow könnten Kinder und Jugendliche erstmalig an der Planung von Spielplätzen, Schulhöfen oder Ampeln beteiligt werden. In Rheinland-Pfalz gibt es die Spielleitplanung in einigen Gemeinden schon seit 1999 und Dortmund ist Vorreiter für die Großstadt.

Wenn in Berlin gebaut wird, werden Kinder und Jugendliche nicht nach ihrer Meinung gefragt. In Pankow beginnt nun eine Debatte darüber, ob diese Stimmen in einer kindgerechten Stadt nicht gehört werden müssten. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) informiert sich heute in einer außerordentlichen Sitzung darüber, wie eine Spielleitplanung als Pendant zur Bauleitplanung funktionieren könnte. „Ich bin ein Fan dieser Idee“, sagt Sören Benn (Linke), der die Anhörung mit Experten als Vorsitzender des Kinder- und Jugendhilfeausschusses auf die Tagesordnung gebracht hat.

In einigen Gemeinden in Rheinland-Pfalz ist Spielleitplanung schon seit 1999 mehr als eine Idee. Dort überlegen Stadtplaner gemeinsam mit Mädchen und Jungen, wie ihr Kiez kinderfreundlicher werden könnte. Fehlende oder marode Spielplätze sind dabei ebenso Thema wie Verkehrssicherheit und Brachflächen, auf denen sich die Kinder gerne aufhalten. Aus dieser Bestandsaufnahme entwickeln die Kommunen Spielleitpläne, die sie – sofern politisch gewollt – schrittweise umsetzen.

„Vor einem Jahr hat Dortmund als erste Großstadt damit begonnen“, sagt Jan Abt vom Institut für Stadt- und Regionalplanung an der Technischen Universität. „In Berlin gibt es das bislang überhaupt nicht.“ In einem Projektseminar untersuchen Dozent Abt und 20 Studenten derzeit, ob das Konzept auch in Berlin funktionieren könnte. Abt spricht heute in der BVV und macht Pankow ein Angebot: „Sagt der Bezirk ja, spielen meine Studenten das Verfahren in einem Musterkiez durch“, so Abt. Die künftigen Stadtplaner würden zunächst Experten vor Ort befragen und dann mit Kindern und Jugendlichen Fotostreifzüge unternehmen – zum Beispiel Ampeln mit zu schneller Taktung knipsen oder Schulhöfe, die länger geöffnet sein sollten. Pankow sei berlinweit am offen sten für die Idee, so Abt. Interessiert am Modellversuch habe sich auch Steglitz-Zehlendorf gezeigt. Pankows Bezirkspolitiker Benn ist überzeugt vom Sinn des Projektes. Vor allem im südlichen Prenzlauer Berg fehlen Plätze und Aufenthaltsräume. So seien die vor einigen Jahren im Spielplatzplan gesetzten Ziele hier kaum zu erreichen. Besonders weit entfernt davon sei etwa das Bötzowviertel, auch wenn der Bezirk dort erst kürzlich zwei neue Spielplätze eröffnet habe. Die dichte Bebauung verschärfe das Problem: „Hinterhöfe waren früher riesige Spielflächen“, so Benn. „Solche Abenteuerräume gibt es kaum noch.“

Retten, was davon noch übrig ist – auch das könnte ein Spielleitplan bewirken. „Wir brauchen die Kinder als Experten – auch für eine intelligente Wegeplanung“, meint Sören Benn. Er habe das Thema ins BVV-Plenum geholt, um auch die mit Stadtplanung und Verkehr befassten Kollegen für die Belange der Kinder zu sensibilisieren. Benn weiß, dass es auch im bei der Kinderbeteiligung vorbildlichen Pankow viele Skeptiker gibt. „Gerade in Zeiten knapper Kassen ist die Scheu vor Experimenten groß“, sagt der Linke. Die heutige Anhörung soll ein erster Schritt sein, die Bezirksverordneten vom Sinn einer Spielleitplanung zu überzeugen.

Heute ab 17.30 Uhr im Saal der Pankower BVV, Fröbelstraße 17, Haus 7. Neben Jan Abt sind Holger Hofmann, Leiter der Programmabteilung des Kinderhilfswerks, und Rebekka Bendig von der Drehscheibe Kinder- und Jugendpolitik zu Gast.

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