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Villa im Grünen. Das Haus von 1892 in der Pankower Florastraße soll womöglich Wohnungen weichen. Im Vordergrund der kleine Pocket-Park.

© privat

Pankower Florakiez: Abrissdrohung für "weiße Villa"

In Pankow soll eine historische Villa weichen, weil auf dem Grundstück Neubauten geplant sind. Anwohner wollen das Haus nun retten.

Der Bauboom im Alt-Bezirk Pankow macht auch vor historischer Bausubstanz nicht halt. Die „weiße Villa“ in der Florastraße 86 soll abgerissen werden, um Platz für 18 Lofts zu schaffen. So lautet jedenfalls der Plan des Architekturbüros Präger/Richter. Die Nachbarn wollen das alte Gebäude nun retten, weil die Villa, Baujahr 1892, und das großzügige, weitgehend unbebaute Grundstück drum herum die „letzten Zeugnisse der Erstbesiedelung der Gegend“ darstellen.

Das Bezirksamt Pankow prüft inzwischen, ob das alte Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden kann. Dann wäre es mit dem Bauprojekt vorbei, wie Projektsteuerer Günter Rose sagt. „Wenn man das Gebäude rettet, kann man da gar nicht bauen.“ Das Haus blockiere den „Lückenschluss“ an der Straßenfront, der auch vom Stadtplanungsamt favorisiert werde. Die Nachbarn hingegen sind mit der Lücke ganz zufrieden. Sie erwägen, sollte es mit dem Denkmalschutz nicht klappen, juristisch gegen das Projekt vorzugehen. „So könnte das Verfahren in die Länge gezogen und den Bauherren der Spaß an ihrem Vorhaben genommen werden“, schreibt ein Anwohner im selbst ernannten Florakiez im Internet.

Wohnungen sind schon reserviert

Das rund 1000 Quadratmeter große Grundstück samt Villa soll rund 1,5 Millionen Euro kosten, ein „stolzer Preis“, sagt Rose. Das rechnet sich nur, wenn anschließend dicht bebaut wird. Die Baugruppenmitglieder sollen 3000 Euro für den Quadratmeter bezahlen, dafür erhalten sie einen Wohnungs-Rohling, der von den künftigen Nutzern noch weiter ausgebaut werden muss. Die Wohnungen in den oberen Geschossen der geplanten Bebauung sind schon vergeben.

Der Begriff Villa ist nicht geschützt, deshalb ist die Bezeichnung noch kein ausreichender Beleg, dass etwas Wertvolles zu schützen ist. In München wurde vor kurzem die Hochsicherheits-Villa von Friedrich-Karl Flick verkauft und abgerissen. Das Anwesen mit 150 Zimmern, Bar, Schwimmbad und Weinkeller hatte es nicht auf die Denkmalliste der Stadt geschafft.

Ähnlich erging es der Ullstein-Villa im Berliner Grunewald. Das relativ schmucklose Landhaus aus dem Jahr 1913, das lange Zeit als Klinik genutzt wurde, kam 100 Jahre später unter die Abrissbirne, um Platz für Neubauten zu schaffen. Auch hier sahen die Denkmalschützer keinen Anlass, tätig zu werden, weil die großbürgerlichen Räume durch die Kliniknutzung ihren Charakter längst verloren hatten.

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