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Berlin: "Papiergebete" aus Südafrika über Aids in der Kreuzberger Emmausgemeinde

"Pelalelo" steht auf dem Stückchen groben Papiers, das zusammen mit vielen weiteren an einer Stange baumelt. Auf deutsch heißt das schlicht "Sorgen" - und von denen haben die Südafrikaner viele.

"Pelalelo" steht auf dem Stückchen groben Papiers, das zusammen mit vielen weiteren an einer Stange baumelt. Auf deutsch heißt das schlicht "Sorgen" - und von denen haben die Südafrikaner viele. In keinem Land der Welt verbreitet sich Aids so schnell wie am Kap der Guten Hoffnung. Innerhalb von 24 Stunden, so schätzt man, infizieren sich hier 1700 Menschen mit dem Virus.

Die Ausstellung "Papiergebete", die bis vor kurzem im Bonner Frauenmuseum zu sehen war und heute abend in der Kreuzberger Emmaus-Kirche eröffnet wird, zeigt einen ungewöhnlichen Weg, die Sprachlosigkeit zu überwinden. Im südlichen Afrika ist das besonders schwer: Über Sexualität zu sprechen, gilt besonders unter Frauen als Tabu. Die Idee zu den Papiergebeten stammt aus Japan, wo bemalte oder bedruckte Papierstreifen Kranken offeriert wurden, um ihnen Wünsche und gute Gedanken zur Heilung anzubieten. Für Koordinatorin Margaret Epstein bietet die künstlerische Arbeit eine einzigartige Möglichkeit, um eine Sprache für das Thema Aids zu finden: "Das ist Handarbeit, Farbe, Design - und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, für die Gemeinschaft Einkommen zu schaffen." Die Produkte werden gegen Spenden verkauft.

Während in Johannesburg das traditionelle Konzept verfolgt wird - auf Workshops erlernen Menschen aus armen Verhältnissen die Herstellung von Papier, das dann nach ihren Wünschen bedruckt wird - erwies sich dies auf dem Lande als schwierig. Die Sozialarbeiter kamen darum auf die Idee, es mit Stickereien zu versuchen. In der Ausstellung sind große Stofftücher zu sehen, auf die Dorfbewohner Geschichten in Wort und Bild gestickt haben. Hier ist Alltag zu sehen: Autos, Häuser, Menschen. Die Geschichten aber erzählen von der dunklen Seite der Realität: Vergewaltigung, falsche Versprechungen von Männern, die Angst vor dem HIV-Test.

Stephanie Klee, die sich in Berlin für Prostituierte engagiert, glaubt, dass die deutschen Initiativen von dem Konzept viel lernen können: "Unser Weg in Europa ist uneffektiv: Aufklärung mit Plakaten und Worten." Kunst hingegen sei Erfahrung und Emotion - und darum wesentlich geeigneter, um das Tabu Aids aufzubrechen."Paper Prayers" ist vom 14. April bis 14. Mai in der Emmaus Kirche auf dem Lausitzer Platz zu sehen.

Johannes Metzler

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