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Papst-Besuch: Kirche glaubt an volle Kurven in Berlin

Schon 50.000 Leute haben sich für die Papst-Messe im Olympiastadion angemeldet. Viele Gläubige freuen sich riesig, dass sie eine Möglichkeit haben werden, den Papst zu sehen und dabei sitzen zu können.

Manchmal ist die katholische Kirche flexibler, als es sogar die eigenen Gläubigen vermuten. „Hätte ich nicht für möglich gehalten, dass die Kirche bei der Papstmesse umschwenkt und ins Olympiastadion geht“, sagte Peter Paul Stubbe am Mittwoch. Er hatte gehört, dass Benedikt XVI. eine persönliche Abneigung gegen Stadien hege, umso erstaunlicher findet Stubbe die Kehrtwende. Peter Paul Stubbe ist Vorsitzender des Pfarrgemeinderates in der Pfarrei Bruder Klaus in Neukölln. Vor zwei Wochen hatte er das Erzbistum in einem Brief um die Verlegung der Papstmesse ins Olympiastadion gebeten. 120 Gemeindemitglieder hatten sich für den Besuch der Papstmesse angemeldet. Aber nachdem bekannt geworden war, dass man vor dem Charlottenburger Schloss vom Papst vermutlich wenig sehen und dafür fünf Stunden werde stehen müssen, wollten sich viele wieder abmelden. Jetzt freue er sich sehr, sagt Stubbe, nun würden sicher noch weit mehr als die 120 mitkommen.

So ging es am Mittwoch vielen Katholiken in Berlin: Sie freuten sich riesig, dass sie eine Möglichkeit haben werden, den Papst zu sehen, dabei sitzen zu können und ein Dach überm Kopf zu haben. Mittwochmittag hatte das Erzbistum bekannt gegeben, dass die Messe mit Benedikt XVI. am 22. September im Olympiastadion stattfinden soll und nicht wie bisher geplant vor dem Schloss Charlottenburg. Darauf hätten sich die Bischofskonferenz, der Vatikan und das Erzbistum verständigt. „So viele Menschen wollen die Heilige Messe mit dem Papst feiern, der Platz vor dem Schloss Charlottenburg würde aus allen Nähten platzen“, sagte Diözesanadministrator Weihbischof Matthias Heinrich. Mittlerweile haben sich 50 000 Papstfans aus ganz Deutschland, Österreich und Polen angemeldet. Im Olympiastadion gibt es Sitzplätze für mindestens 70 000 Menschen.

Auch auf Rügen ist man erleichtert. Bisher hätten sich 40 Gemeindemitglieder für die Papstmesse in Berlin angemeldet, sagte Pfarrer Arnd Franke von St. Bonifatius in Bergen. „Ins Olympiastadion werden mindestens doppelt so viele mitkommen.“ Und bei Matthias Milke, dem Geschäftsführer des Katholischen Familienbundes in Berlin, haben sich am Mittwoch gleich mehrere Familien gemeldet und gesagt: „Jetzt melden wir uns an, um ein Zeichen zu setzen, dass die Entscheidung richtig war.“ Nicht nur Senioren wäre das Stehen vor dem Schloss Charlottenburg schwergefallen, auch für Väter und Mütter wäre es kein Spaß geworden, wenn die Kinder stundenlang nur die Rücken der Erwachsenen gesehen hätten.

Noch diese Woche will sich Stadionmanager Joachim Thomas mit den Organisatoren im Erzbistum zusammensetzen. Dann wird es auch um die Kosten gehen. Die hängen von vielen Faktoren ab – etwa davon, für wie viele Stunden das Stadion gemietet wird, wie viel Zeit und Aufwand der Auf- und Abbau erfordert und wie groß die Sicherheitsvorkehrungen sein müssen. Im Moment könne er nicht einmal eine Größenordnung nennen, sagte der Stadionmanager. Die Kosten für die Berliner Papstmesse trägt das Erzbistum alleine, andere Programmpunkte des Besuches teilen sich die Bistümer, die Bundesregierung und die Länder. Stefan Förner, Sprecher des Erzbistums, glaubt, dass die Messe im Olympiastadion nicht teurer kommt, als sie vor dem Charlottenburger Schloss gekommen wäre. Für den Platz vor dem Schloss hätte man zwar keine Miete zahlen müssen, dafür hätten andere Notwendigkeiten gefehlt, die im Stadion vorhanden sind, zum Beispiel Toiletten. Claudia Keller

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