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In größeren Kategorien denken. Zwischenzeitlich hieß es, Papst Benedikt XVI. werde bei seinem Berlin-Besuch seine Messe am Schloss Charlottenburg zelebrieren. Das halten viele Katholiken für eine Nummer zu klein. Deshalb könnte es jetzt doch wieder auf das Olympiastadion hinauslaufen.

© dapd

Papstbesuch in Berlin: Quo vadis, Papa?

Bei den Reisevorbereitungen für Benedikt XVI. rumpelt es gehörig – immerhin sieht der Papst in den Berlinern "keine Bedrohung".

Die Vorbereitungen einer Papstreise stellt man sich als geschmeidiges, professionelles Unterfangen vor. Schließlich sind Päpste viel unterwegs, es gibt einen Vorbereitungsstab im Vatikan, den erfahrenen Reisemarschall Alberto Gasbarri, den ebenso kundigen Generalsekretär und Reiseplaner der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer. Und auch die Bistümer in Berlin, Erfurt und Freiburg bereiten nicht zum ersten Mal kirchliche Großereignisse vor. Und doch hat man den Eindruck, dass es bei dem Unternehmen Papst-Reise durch Deutschland an allen Ecken rumpelt.

So verweist die Bischofskonferenz seit Wochen auf eine Pressekonferenz, die für den gestrigen Dienstag in Paderborn angesetzt war. Dann sollten die Details der Papst-Reise vorgestellt werden. Paderborn, weil dort in dieser Woche die 69 deutschen Bischöfe und Weihbischöfe zur Frühjahrsvollversammlung zusammengekommen sind. Es reisten am Dienstag also Journalisten aus allen Ecken Deutschlands nach Paderborn – um zu hören, dass viel mehr außer den Eckdaten 22. bis 25. September, den Stationen Berlin, Erfurt, Freiburg und den thematischen Schwerpunkten Politik in Berlin, Ökumene in Erfurt, Jugend in Freiburg immer noch nicht feststeht. „Die Vorbereitungen der Papst-Reise sind eher ein wachsender Prozess, der zeigt, dass wir alle stets flexibel sein müssen“, sagte Pater Langendörfer und setzte ein sehr ironisches Lächeln auf.

Schloss Charlottenburg.
Schloss Charlottenburg.

© Mike Wolff

Das Zusammenspiel zwischen Rom, Bischofskonferenz und Bistümern laufe im Moment völlig chaotisch, heißt es in Kirchenkreisen. Das Programm, das die Bischofskonferenz mit dem Reisemarschall nach dessen Besuch in Deutschland im Februar erstellt hat, sei dem Papst zu „sportlich“ gewesen. Benedikt XVI. ist 83 Jahre alt und nicht so vital, wie es sein Vorgänger lange war. Das wusste man vorher, habe aber die Besuchspartner nicht enttäuschen wollen. So ließ man die Planungen weiterlaufen. Jetzt musste nochmal neu nachgedacht werden. Und dann schaltete sich vergangene Woche noch einmal Papst Benedikt XVI. selbst ein. Er schrieb dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, dass er mit den Reiseplanungen seiner eigenen Mitarbeiter nicht einverstanden sei und mehr Zeit für die Ökumene haben wolle. Der Brief wurde der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zugespielt, ohne dass die Bischofskonferenz von dem Schreiben wusste. „Ein einmaliger Vorgang“, kommentieren Insider der Bischofskonferenz die Sache. Man stand düpiert da und musste auch noch einmal den 23. September in Erfurt neu überdenken. Dort soll es zur Begegnung mit den Evangelischen kommen. In Erfurt soll außerdem die Kommunikation zwischen Landesregierung, Bistum und Vatikan nicht optimal laufen.

Und in Berlin? Die Krankheit und der Rückzug von Kardinal Georg Sterzinsky haben den Planungsfluss nicht gerade erleichtert. Als der Reisemarschall Berlin besuchte, hat ihn der Generalvikar begleitet. Seit einer guten Woche ist Weihbischof Matthias Heinrich Diözesanadministrator und auf einmal zuständig für die Planungen. Das sei Neuland für ihn, sagte Heinrich am Dienstag, er habe auch nicht wirklich verfolgt, was da vorher alles schon gelaufen sei.

Olympiastadion.
Olympiastadion.

© Doris Spiekermann-Klaas

So ist auch an diesem Dienstag immer noch nicht klar, was der Papst denn wann am 22. September in Berlin machen wird. Treffen mit dem Bundespräsidenten, Rede im Bundestag, eine große öffentliche Messe, so viel ist klar. Aber wo soll die Messe stattfinden? Vergangene Woche schien das Schloss Charlottenburg Favorit zu sein. Diese Woche scheint die Tendenz wieder zum Olympiastadion zu gehen. „Wir haben mittlerweile etliche Anfragen aus anderen Bistümern bekommen, die wissen wollen, wie es denn nun sei mit der Papst-Messe in Berlin“, sagte Weihbischof Heinrich am Dienstag. „Müssen wir vielleicht doch in größeren Kategorien denken?“

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ende nächster Woche will man endlich Klarheit haben. So viel jedenfalls steht fest, sagte Heinrich: „Obwohl nur ein Drittel der Berliner Kirchenmitglieder sind, sieht der Papst in Berlin keine Bedrohung“. Das ist doch mal eine Nachricht.

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