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Berlin: Papyrus, Roboter und Blaue Mauritius im Prachtbau an der Leipziger Straße

Drei Roboter flitzen umher und plappern munter drauflos, sobald sich ein Besucher nähert. Ohne Unterlass entbieten sie ihren Willkommensgruß, geben historisches Wissen zum Besten oder stammeln zusammenhanglose Wörter.

Drei Roboter flitzen umher und plappern munter drauflos, sobald sich ein Besucher nähert. Ohne Unterlass entbieten sie ihren Willkommensgruß, geben historisches Wissen zum Besten oder stammeln zusammenhanglose Wörter. Was ein wenig gespenstisch anmutet, ist ganz real. Die Roboter bilden sozusagen das Empfangskomitee im neuen Museum für Kommunikation, das am Freitag öffnet.

Der Standort in der Leipziger Straße kann geschichtsträchtiger kaum sein. Kehrt doch das älteste Postmuseum der Welt an seine Wiege zurück. Nach einer Idee des damaligen Generalpostmeisters Heinrich von Stephan war es 1898 in dem prunkvollen wilhelminischen Bau eingeweiht worden. Versetzte schon die Hülle des Reichspostmuseums den Kaiser in Entzücken, der den "reinen und einfach würdigen Styl" pries, so suchte die erste Ausstellung zur Historie des Verkehrswesens und der Nachrichtenübermittlung weltweit ihresgleichen.

An diese Anfänge erinnert eine kleine Schau, die bis Mitte August zu sehen ist. Dagegen spannt die Dauerausstellung einen Bogen von der Vergangenheit über die Gegenwart bis zur Zukunft. Rund 2500 Exponate dokumentieren auf rund 3000 Quadratmetern die Entwicklung der Kommunikation. Die Spuren reichen bis zu einem mehr als 2200 Jahre alten Papyrus, auf dem ein Postbeamter in Mittelägypten den Ein- und Ausgang der Sendungen festhielt.

Zu Highlights der Sammlung gehören ein Feldpoststempel der Napoleonischen Armee um 1810, ein gusseiserner Briefkasten aus Preußen von 1850, ein sogenanntes Bell-Telefon von 1877 oder der Edison Standard Phonograph von 1892. Weiter sind Morseapparate, Fernschreiber, Posthörner sowie Modelle einer Postkutsche und eines Zeppelins zu besichtigen. Auch Schwergewichtiges und Kuriosa fehlen nicht: Kameras, die zwischen 140 und 219 Kilogramm auf die Waage bringen, oder Postkarten mit Tausenden winzig kleiner Schriftzeichen.

Die eigentliche Schatzkammer befindet sich in den Kellergewölben des Gebäudes. Neben anderen Kostbarkeiten beherbergt sie das Schmuckstück des Museums: eine Blaue Mauritius. Die berühmteste Briefmarke der Welt, von der es nur zwölf Exemplare geben soll, kann in einer Vitrine bestaunt werden. Wann und auf welchem Weg die Rarität, die das Herz jedes leidenschaftlichen Sammlers höher schlagen lässt, aus dem Bonner Philatelie-Archiv nach Berlin gebracht wurde, bleibt wohl ein Geheimnis.

Mit der festlichen Übergabe des Hauses findet auch ein Kapitel Museumsgeschichte seinen endgültigen Abschluss. Zwar sind die im Gefolge der deutschen Teilung dies- und jenseits der Berliner Mauer entstandenen Sammlungen bereits seit 1995 wieder unter einem Dach vereint, nun präsentieren sie sich jedoch in neuer, prächtiger Kulisse. Rund 70 Millionen Mark flossen in die Sanierung und den Umbau des im Zweiten Weltkrieg schwer zerstörten Gebäudes, dessen Wiederaufbau zu DDR-Zeiten am Geldmangel gescheitert war.Besucher sind ab Sonnabend willkommen. Geöffnet ist das Haus dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, an den Wochenenden von 11 bis 19 Uhr. Eintritt ist frei.

Besucher sind ab Sonnabend willkommen. Geöffn

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