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Berlin: Parkprobleme

Von David Ensikat Ich bin ein guter Mensch, und Schuld ist die Idylle. Die Idylle, die dort herrscht, wo ich wohne, die Idylle, die in den letzten Jahren all die schlechten Menschen angelockt hat.

Von David Ensikat

Ich bin ein guter Mensch, und Schuld ist die Idylle. Die Idylle, die dort herrscht, wo ich wohne, die Idylle, die in den letzten Jahren all die schlechten Menschen angelockt hat. In ihren Autos sausen sie um den Platz, immer wieder rundherum, und sie hupen und sie stinken, und sie schalten schlecht. Wenn ihre Getriebe kaputt sind, kaufen sie neue Autos, noch größere, und sausen sofort wieder los. Wenn sich irgendwo eine Parkgelegenheit bietet, dann nutzen sie die prompt, in einem Affenzahn stoßen sie rückwärts in die Lücke, und jedes Kätzlein, das sich an dieser Stelle räkeln wollte, muss weichen, oder es wird zerquetscht von den schlechten Menschen mit ihren bösen Automobilen.

Ich hätte auch gern ein Automobil. Man ist so frei, so mobil, man kann zur Liebsten sagen: „Steig ein!“, man kann das Autoradio laut stellen. Allein die Parkplatzsuche in der vollgeparkten Idylle ödet mich an. Drum bleibe ich vorerst ein guter Mensch und leihe mir hin und wieder ein Auto von schlechten Menschen. Damit fahre ich an weniger idyllische Orte, wo man gut parken kann.

Neulich war ich in Hellersdorf. Große Häuser haben sie da und jede Menge Parkplätze. Mit weißen Strichen markieren die Hellersdorfer die Stellen für die parkenden Autos. Im Affenzahn stieß ich in die Parklücke, achtete weder aufs letzte Maunzen eines unschuldigen Kätzleins noch auf die genaue Zentrierung des Automobils zwischen den weißen Strichen. Als ich zum Auto zurückkehrte, klemmte ein Zettel am Scheibenwischer, darauf der Hinweis: „Fast einen Meter Platz noch am Rand, Sie parken wie eine Drecksau!“ Ich brauste davon, gab das Auto zurück, und schwupps, war ich wieder ein guter Mensch.

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