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Berlin: Parodie des Grauens

Regisseur David Zucker stellte mit „Scary Movie 4“ sein neuestes Werk der Brachialkomik vor

Man muss mit allem rechnen. Zum Beispiel mit einem Fernsehansager, der gerade seine Nachrichten in die Kamera spricht. Irgendwie geht es um Indianer auf dem Kriegspfad, nach so langer Zeit hat auch die beste Erinnerung Lücken, aber in einem trügt sie nicht: Plötzlich kommt aus dem Nichts ein Pfeil geflogen, getroffen sinkt der TV-Mann über seinem Manuskript zusammen.

Doch auch damit muss man rechnen: Ein Selbstmordattentäter, behängt mit Sprengstoffgürteln, hektisch drückt er den Auslöser – und nichts passiert, den Außerirdischen sei Dank. Jeden Stromkreis haben sie zerstört, Automotoren ersterben, Licht erlöscht, selbst Fahrräder bleiben plötzlich stehen. Da hat auch ein Terrorist keine Chance mehr.

Knapp 30 Jahre liegen zwischen beiden Filmszenen. Die erste entstammt „Kentucky Fried Movie“, längst ein Klassiker des Brachialhumors. Die zweite kann man ab Donnerstag in „Scary Movie 4“ in den Kinos besichtigen, der als „Das vierte und letzte Kapitel der Trilogie“ angekündigt wird, womit wohl jede Erwartung einer feinziselierten Komödie hinfällig ist. Verbindendes Glied der beiden Filmkunstwerke: David Zucker.

„Scary Movie 4“ ist das neueste Nonsense-Werk des Regisseurs, das er gestern in einem Interviewmarathon im Regent-Hotel am Gendarmenmarkt vorstellte, gemeinsam mit Hauptdarstellerin Anna Faris und ihrer Kollegin Carmen Ellectra, die einen der vielen kleinen, feinen Cameo-Auftritte hat, mit Stars wie Bill Pullmann, den Rappern Chingy und Lil John sowie dem erprobten Leslie Nielsen, dem Helden aus der „Die nackte Kanone“-Serie, bei der Zucker ebenfalls zweimal Regie führte.

Mit „Kentucky Fried Movie“ fing alles an. Nach dem College hatte David Zucker Ende der sechziger Jahre mit seinem Bruder Jerry und ihrem Freund Jim Abrahams in Madison, Wisconson, im Hinterzimmer einer Buchhandlung das Kentucky Fried Theatre gegründet. 1972 zogen sie nach Los Angeles um und das Theaterchen mit seiner Mischung aus gefilmten und live gespielten Mini-Satiren und Sketchen war bald ein Hit. 1977 drehten sie ihren ersten Film, noch unter der Regie von John Landis, im Grunde die Filmversion ihres Programms. Folgerichtig trug er den Titel „Kentucky Fried Movie“.

Die überdrehte Komik des Debüts, die parodistische Verarbeitung der sie umgebenden Medienwelt und vor allem der Blockbuster-Kultur, wurde zum Markenzeichen der drei Freunde. Von David Zucker stammte „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ ebenso wie „Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone“ mit Bette Midler oder jetzt Teil 3 und 4 der „Scary Movie“-Reihe.

Die hatte – der Titel zeigt es – sich zunächst das Genre des aktuellen Horrorfilms vorgeknöpft, diesmal wurde der Rahmen etwas weiter gespannt, er reicht von „Krieg der Welten“ über „Brokeback Mountain“ bis zu „Million Dollar Baby“. Horrorwerke wie „The Grudge“, „Saw“ und „The Village“ werden sauber ausgeweidet, und sogar der gute alte Hitchcock wird noch einmal bemüht. Aber die Duschszene aus „Psycho“ – schon Mel Brooks hatte das in „Höhenkoller“ vorgeführt – kann sich kein Parodist des Grauens entgehen lassen.

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