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Berlin: Party, „bis der Arzt kommt“

Die Grauen begeistern sich an ihren Prozenten

Im „Kastanienwäldchen“ in der Reinickendorfer Residenzstraße herrscht am Abend das, was man landläufig als „Bombenstimmung“ bezeichnet. In dieser Eckkneipe feiern „Die Grauen - Graue Panther“ ihre Wahlparty und zwar „bis der Arzt kommt“, wie ein Mittdreißiger am Tresen bekannt gibt, als er den anderen, inmitten von rosa-weißen Luftballons, mit einem Bier zuprostet. Der Alkohol fließt in Mengen, hinter dem DJ-Pult spielt sich die „Rock Island Line“ mit „Sugar Baby Love“ in Hochform und wird bei jeder neuen Hochrechnung, die im Fernsehen erscheint, von lauten „Jaaaah!“- und „Oaahhh!“-Rufen übertönt.

Eine beachtliche Stimmenzahl für die Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf – und die Feiernden erhoffen sich am frühen Abend sogar, dass sie auch in weiteren Bezirken vertreten sein werden. Die Fünf-Prozent-Hürde ins Abgeordnetenhaus hat die Partei zwar nicht geschafft, aber mit knapp vier Prozent ein „sensationelles Ergebnis eingefahren“, wie der Landesvorsitzende Norbert Raeder sagt.

Raeder trägt eine Vorne-kurz-hinten-lang-Frisur, ist 37 Jahre alt und hauptberuflich Inhaber der Kneipe, in der die Party steigt. Als Erstes möchte er für alle, die es noch nicht wissen, eines klarstellen: „Wir sind keine Partei der Hundertjährigen. Unser Altersdurchschnitt liegt bei 39 Jahren.“ Dass die Grauen nur für Seniorenpolitik stehen, sei noch in vielen Köpfen drin. Stimme aber nicht. „Gerade um die jungen Leute kümmern wir uns, denn nur wer bei der Jugend anfängt, hilft damit auch den Älteren“, sprudelt es aus Raeder heraus.

Der Mann ist so voller Adrenalin, dass er „durch die Decke fliegen könnte“, wie er sagt. Immer wieder kommen Parteimitglieder und klopfen ihm dankbar auf die Schulter. Dann, wieder eine Hochrechnung, und der graue Balken für „Die Grauen“ erscheint. Das „Kastanienwäldchen“ rockt. tabu

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