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Berlin: Party-Reigen

Von Elisabeth Binder Wie eine Wunderkerze ist die vergangene Glamourwoche abgebrannt. Viele glitzernde Funken, die sich heute gewissermaßen in Luft auflösen und eine Ahnung von Farbe in einer zunehmend sich mehr schwarz als weiß darbietenden Welt hinterlassen.

Von Elisabeth Binder

Wie eine Wunderkerze ist die vergangene Glamourwoche abgebrannt. Viele glitzernde Funken, die sich heute gewissermaßen in Luft auflösen und eine Ahnung von Farbe in einer zunehmend sich mehr schwarz als weiß darbietenden Welt hinterlassen. Der Zeitraum zwischen Aidsgala und Bundespresseball funktioniert wie eine amerikanische shoppingmall. Zwischen zwei attraktive Kaufhäuser schnüren sich einzelne Spezialitätengeschäfte, an deren Schaufenstern die Kunden auf dem Weg vom ersten zum zweiten auf jeden Fall vorbeikommen.

Bei der Gestaltung des festlichen Reigens über Bond und Bambi spielte natürlich mehr als Zufall eine Rolle. Dass Halle Berry, zur Bond-Premiere eh in der Stadt, am nächsten Abend ein Bambi überreicht bekam, war doch sehr praktisch. Wenn schon die Glitzertruppen eingeflogen werden, um vor der bei allen lokalen Schrecklichkeiten international zunehmend attraktiven Berlin-Kulisse die Träume von einer reicheren Welt zu schüren, muss es sich auch lohnen. Oder? „Nein, nein“, wehrte eine wohltätige Dame der bundesdeutschen Gesellschaft das notorische „Wir sehen uns noch öfter diese Woche“ bei der Aidsgala ab. Sie fahre gleich wieder heim. In ihrer Stadt gebe es nämlich kein Verständnis mehr dafür, dass man in Berlin so ausdauernd die Nächte durchfeiert. Wie bringt man das nur zusammen mit den finsteren Nachrichten, die aus dieser Stadt in alle Wohnzimmer flimmern? So eine Bambi-Verleihung ist eh mehr wie ein Raumschiff, das über Berlin kommt und die Stadt als Bühnenbild benutzt für die ganz überwiegend importierten Gäste und Stars.

Beim Presseball haben sich die Sorgeninkarnationen Schröder und Fischer gar nicht erst blicken lassen. Dafür hatten wir am Abend zuvor Michael Jacksons sehr amerikanische Ruckrede an die Kinder des Landes. „Lebt eure Träume. Ihr könnt alles erreichen, was ihr wollt.“ Für so berufene Worte zum bedürftigen Zeitpunkt sollte man bei aller beanstandeten Restpeinlichkeit den Glitzertrubel doch gern in Kauf nehmen.

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